Fehlsichtigkeit bei Kindern

01.09.2022
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Schwierigkeit bei der Erkennung

Während das Schielen oftmals augenfällig ist, lassen sich Kurz- und Weitsichtigkeit bei Kindern nicht immer leicht feststellen. Je nach Alter fehlt die Sprache als Ausdrucksmittel oder die Kooperation ist eingeschränkt, und weder die Eltern noch das Kind bemerken die Verminderung der Sehschärfe. Gerade im Kindesalter können unerkannte Fehlsichtigkeiten aber gravierende Folgen haben, weil sich das Sehsystem noch in der Entwicklung befindet. Die Frühzeitige Erkennung und Behandlung von Fehlsichtigkeiten ist daher vor allem bei Kindern von immenser Bedeutung.

Sensible Phase der visuellen Entwicklung

Die Entwicklung des Sehens ist wie das Laufen und Sprechen ein Lernprozess. Dieser beginnt, sobald das Kind visuellen Reizen ausgesetzt ist. Während ein sechs Monate altes Baby noch mit ca. 15% der normalen Sehschärfe auskommen muss, beträgt diese im 4. Lebensjahr ca. 80%. Auch der Farbsinn, das Gesichtsfeld, die Brechung und die Augenstellung müssen sich im Kindesalter erst noch entwickeln. Abhängig ist diese Entwicklung von der Umwelt. Für die fehlerfreie Ausreifung des Sehsystems sind ständige visuellen Informationen und Erfahrungen notwendig. Dazu ist die Projektion eines scharfen Bildes auf der Netzhaut Voraussetzung. Fallen nun Kurz- oder Weitsichtigkeit in die Kinderjahre, so sind die Umwelteindrücke, welche die Augen dem Gehirn übermitteln jeweils unterschiedlich bzw. ungenügend, und es kommt zu Störungen der Entwicklung des Sehen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Fehlsichtigkeit an beiden Augen unterschiedlich stark ausgeprägt ist.

Formen  und Behandlungsmöglichkeiten der Fehlsichtigkeiten

Weitsichtigkeit (Hyperopie)

Nahe Gegenstände erscheinen dem weitsichtigen Kind unscharf. Die Ursache dafür ist die Form des Augapfels; dieser ist nämlich zu kurz, die Brechkraft von Hornhaut und Linse zu schwach. Die einfallenden Lichtstrahlen vereinigen sich nicht auf, sondern erst hinter der Netzhaut. Beim Blick in die Nähe entsteht kein scharfes Bild. In der Folge haben viele Kinder mühe mit dem Lesen und Schreiben, oder sind nach der Schule oft sehr müde. Auch Kopfschmerzen und Unkonzentriertheit können auftreten. Die Hyperopie lässt sich durch eine Brille mit Sammellinse (Plus-Linse) korrigieren.

Kurzsichtigkeit (Myopie)

Typischerweise bemerkt das Kind die Sehstörung in der Schule, wo es das auf der Wandtafel Geschriebene nicht, oder nur schlecht erkennen kann. Das Auge ist zu lang, die Lichtstrahlen werden bereits vor dem Auftreffen auf die Netzhaut gebündelt. Dinge in der Ferne erscheinen unscharf. Damit wieder ein scharfes Bild auf der Netzhaut entstehen kann, werden Brillen mit einer Zerstreungslinse (Minus-Gläser) eingesetzt.

Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)

Bei der sog. Hornhautverkrümmung sind sowohl die Nah- als auch die Fernsicht unscharf. Dabei erscheint vor allem die Umgebung verzerrt. Ursache ist eine Formänderung der Hornhaut. Diese ist in dem Fall nicht wie üblich rund, sondern kegelförmig gewölbt. Der Astigmatismus ist häufig mit einer Kurz- oder Weitsichtigkeit kombiniert. Auch die Hornhautverkrümmung lässt sich durch eine entsprechende Brille ausgleichen.

Kindergerechte Brille

Jede Brille muss exakt angepasst werden. Andernfalls können schwere Beschwerden mit Doppelbildern und Kopfschmerzen auftreten. Da die Brille möglichst ständig getragen werden sollte, ist gerade bei Kindern eine komfortable und nicht störende Brille sehr wichtig.

Unbehandelt besteht die Gefahr der Entwicklung einer Schwachsichtigkeit

Von der Schwachsichtigkeit (Amblyopie) spricht man, wenn für die bestehende Sehschärfenminderung keine organische, d.h. körperliche, Erkrankung vorliegt, welche die Sehminderung erklären würde. Folgende Ursachen können einer Amblyopie zu Grunde liegen;

  • Einseitiges Schielen (häufigste Ursache)

  • Ungleiche Brechungsfehler (Fehlsichtigkeiten)

  • “Ausschluss“ des Auges von dem normalen Sehen (sog. Deprivation) – z.B. im Rahmen von einer Katarakt, Herabhängen des oberen Augenlids (Ptosis), u.ä.

In jedem der genannten Fälle sind die visuellen Informationen der beiden Augen die an das Gehirn gelangen zu unterschiedlich. Diese fehlerhaften Meldungen erzeugen strukturelle Veränderungen in dem Teil des Gehirns, wo die Verarbeitung visueller Informationen stattfindet. Das führt zur Schwachsichtigkeit.

Schwachsichtigkeit vermeidbar – aber nur bei rechtzeitiger Therapie

Die Amblyopie kann sich bis zum 8.-10. Lebensjahr entwickeln und lässt sich auch bis zu diesem Zeitpunkt behandeln. Wird eine Schwachsichtigkeit zu spät entdeckt, kann auch mit der besten Korrektur keine normale Sehschärfe mehr erreicht werden. Rechtzeitig erkannt, lassen sich jedoch Brechungsfehler korrigieren bzw. die Ursachen welche zur Amblyopie führen beseitigen.

Veranlagung ist vererbbar

Es ist bekannt, dass die Veranlagung eine Fehlsichtigkeit zu entwickeln vererbbar ist. Daher gilt es vor allem für Eltern, die selbst von einer Fehlsichtigkeit betroffen sind, ihre Kinder frühzeitig vom Augenarzt untersuchen zu lassen. Vereinbaren Sie einen Termin beim Augenarzt in Bern! Gerne führen wir altersgerechte Sehtests durch, und überprüfen die Augen Ihres Kindes auf allfällige Fehlsichtigkeiten.

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