Gefässverschlüsse im Auge

01.09.2022
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Welche Art von Gefässen gibt es?

Die Gefässe im menschlichen Körper sind Venen und Arterien. Während Arterien hellrotes, sauerstoffreiches Blut von der Lunge weg in den Körper transportieren und ihn so mit Sauerstoff versorgen, transportieren Venen dunkleres, sauerstoffarmes Blut aus verschiedenen Stellen im Körper ab und bringen es zu einer erneuten Sauerstoffanreicherung in die Lunge. Im Auge verlaufen die meisten Gefässe auf der Netzhaut im hinteren Teil des Auges.

Wie entsteht ein Gefässverschluss?

Wenn irgendwo im Körper ein Gerinnsel (Thrombus) entsteht, kann dieser durch den Blutkreislauf in alle Bereiche des Körpers gelangen und dort stecken bleiben und ein Gefäss verschliessen. Durch diesen Verschluss kann kein Blut mehr durch das Gefäss laufen, wodurch nicht mehr ausreichend Sauerstoff in das umliegende, vom Gefäss versorgte Gewebe gelangt, welches in Folge dessen abstirbt. Je grösser das Gerinnsel und somit der Verschluss ist, desto grösser ist die Durchblutungsstörung. Im Gehirn verursacht dieses Gerinnsel einen Schlaganfall, im Herz einen Herzinfarkt, in der Lunge eine Pulmonalembolie. Gelangt ein Thrombus ins Auge, so kann er auch dort zu einem Verschluss der Gefässe und zum Absterben von Sehzellen führen. Verschlüsse von Arterien sind selten, Venenverschlüsse kommen sehr viel häufiger vor.

Wie äussert sich ein Gefässverschluss im Auge?

Die Symptome unterscheiden sich, je nachdem ob eine Arterien oder eine Vene verschlossen ist. Ein Venenverschluss äussert sich durch eine Sehverschlechterung (Sehen von Schleiern), insbesondere wenn die Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhaut (Makula) oder die Durchtrittstelle des Sehnervs (Papille) betroffen ist. Der Verschluss kann dabei die Zentralvene oder kleinere Venenäste betreffen. Bei einem Arterienverschluss kommt es zu einem plötzlichen Sehverlust (von einem Moment auf den anderen) im betroffenen Auge (d.h. einseitig). Auch hier können entweder die Zentralarterie oder kleine Arterienäste betroffen sein.

Welche Risikofaktoren gibt es?

Für die Entstehung eines Gefässverschlusses sind verschiedenen Risikofaktoren bekannt, welche die Blutgerinnung (Bildung von Thromben) erhöhen oder die Durchblutung verschlechtern. Dazu gehören:

  • Rauchen

  • Übergewicht

  • Bewegungsmangel

  • Einnahme der „Pille“

  • zu hoher Blutdruck

  • hohe Blutfette

  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)

  • Arteriosklerose

  • Gerinnungsstörungen des Blutes

  • Vorhofflimmern

  • zu hoher Druck im Auge (z.B. im Rahmen eines Glaukoms), der zu einer schlechteren Durchblutung führt

Wie stellt der Arzt einen Gefässverschluss im Auge fest?

Der Arzt untersucht die Netzhaut mit der Spaltlampe und einer Lupe. Dabei sieht er bei einem Verschluss einer Vene im Auge kleine Blutungen, gestaute Gefässe oder auch eine Flüssigkeitsansammlung (Ödem) auf der Netzhaut. Bei einem Arterienverschluss zeigt sich dem Arzt eine abgeblasste Netzhaut, welche nicht mehr durch sauerstoffgesättigtes Blut versorgt wird. Lediglich eine Stelle, die sogenannte Fovea centralis, zeigt sich als kirschroter Fleck (nur an dieser Stelle ist die darunter liegende Aderhaut sichtbar). Bleibt der Arterienverschluss über einen längeren Zeitraum bestehen, dann kommt es zu einer Rückbildung des Sehnervs. Beim Auftreten eines Zentralarterienverschlusses zusammen mit Kopfschmerzen muss der Arzt die Entzündungswerten (CRP), und Blutsenkung (BSR) bestimmen. Sind diese erhöht kann dies auf eine Erkrankung (Morbus Horton) hinweisen.

Wie wird ein Gefässverschluss im Auge behandelt?

Ziel der Therapie ist es die Blutversorgung im verstopften Gefäss wieder herzustellen. Die Art der Behandlung richtet sich dabei danach, welches Gefäss verschlossen ist.

Therapie bei einem Venenverschluss:

  • Verdünnung des Blutes durch Flüssigkeitsinfusionen

  • Einspritzen von sogenannten „VEGF-Hemmern“ (zur Hemmung der Bildung von neuen Gefässen auf der Netzhaut und zur Reduktion von Flüssigkeitsansammlungen)

  • Laserbehandlung (insbesondere bei einer Flüssigkeitsansammlung auf der Netzhaut)

Therapie bei einem Arterienverschluss:

  • Massage des Augapfels, um das Blutgerinnsel in ein kleineres Gefäss weiter zu befördern und so die Durchblutung im verschlossenen, grösseren Gefäss wieder herstellen

  • Medikamente oder das Setzen eines kleinen Schnittes (Parazentese) am Rand der Hornhaut, um den Augendruck zu senken

  • Verdünnung des Blutes, um die Durchblutung zu verbessern

Wie ist die Prognose?

Die Prognose hängt von der Zeit ab, die zwischen Auftreten der Symptome und Behandlung verstreicht. Je länger die Durchblutungsstörung besteht, desto schlechter die Prognose.
Generell gilt: Die Prognose eines Arterienverschlusses ist deutlich schlechter, als die eines Venenverschlusses.
Bei einem Venenverschluss bessern sich bei 30% der Betroffenen das Sehvermögen nach einer Behandlung wieder, bei 30% bleibt es gleich und bei weiteren circa 30% kommt es zu einer Verschlechterung. Bei einem Arterienverschluss kann es auch zu einem bleibenden Sehverlust oder einer schweren Sehstörung kommen.

Kann ein Gefässverschluss im Auge vorgebeugt werden?

Bei Erkrankungen, die zu einer erhöhten Gerinnungsneigung bzw. Gerinnselbildung des Blutes führen (z.B. Vorhofflimmern), ist es wichtig, dass Medikamente wie Marcoumar, Xarelto oder Aspirin eingenommen werden, welche die Blutgerinnung hemmen. Insbesondere bei der Einnahme von Coumarinen (z.B. Marcoumar) ist es wichtig, durch Blutentnahmen den INR-Wert zu überprüfen, welcher Aufschluss darüber gibt, ob die verabreichte Dosis ausreicht, um die Gerinnung ausreichend zu hemmen oder ob diese weiter angepasst werden muss. Wichtig ist es, auch andere mögliche Grunderkrankungen wie z.B. einen zu hohen Bluthochdruck, oder einen zu hohen Blutzuckerspiegel (Diabetes mellitus) zu behandeln. Im Allgemeinen sollten Faktoren, welche zu einer Verdickung und Gerinnselbildung des Blutes führen können, wie z.B. Rauchen, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme der „Pille“, vermieden werden. Als weitere vorbeugende Verhaltensmassnahme sollte auch ausreichend Bewegung und eine ausreichend hohe Flüssigkeitszufuhr (viel trinken, insbesondere an heissen Tagen und bei schweisstreibender sportlicher Betätigung) geachtet werden. Übergewicht sollte reduziert werden.

Fazit

Ein Verschluss einer Vene im Auge führt zu einer Sehverschlechterung, bei einem plötzlichen Sehverlust hingegen kann es sich um einen Arterienverschluss handeln. Dieser stellt eine akute Bedrohung für das Sehvermögen dar. Verlieren Sie keine Zeit, wenn Sie unter den genannten Symptomen leiden und suchen Sie sofort eine Notfallstation oder einen Augenarzt auf. Ihre Augenärzte in Bern untersuchen und beraten Sie gerne.

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