Netzhautablösung
(Ablatio retinae)

01.09.2022
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Was ist die Netzhaut?

Die Netzhaut (Retina) ist die Schicht im Auge, welche wie eine Tapete an der Hinterwand aufgezogen ist. Sie enthält unter anderem verschiedene Photorezeptoren, sogenannte Stäbchen und Zapfen. Die Stäbchen sind für das Dämmerungssehen, die Zapfen für die Farbwahrnehmung sowie das zentrale Sehen zuständig. Nachdem Licht vorne durch das Auge eintritt, gelangt es hinten auf die Netzhaut, wodurch die Rezeptoren aktiviert werden und Impulse sowie Informationen an das Gehirn weiterleiten. Vor der Netzhaut liegt der sogenannte Glaskörper, der den grössten Teil des Auges ausfüllt und vor allem bei der Entwicklung des Auges eine grosse Rolle spielt. Beim Erwachsenen ist der Glaskörper an bestimmten Stellen durch Fasern mit der Netzhaut verbunden.

Wodurch kommt es zu einer Netzhautablösung?

Es kann durch verschiedene Ursachen zu einer Ablösung der Netzhaut kommen. Diese kann durch einen Riss oder ein Loch (Foramen) in der Netzhaut (rhegmatogene Ablösung), durch Membranen zwischen dem Glaskörper und der Netzhaut (Traktionsablösung) oder durch den Eintritt von Flüssigkeit unter die Netzhaut (exsudative Ablösung) entstehen.

Am häufigsten tritt eine rhegmatogene Netzhautablösung auf. Die Netzhaut liegt hinter dem Glaskörper und ist durch Fasern mit diesem verbunden. Durch einen starken Zug (durch Schrumpfung/Veränderung des Glaskörpers) dieser Fasern kann die Netzhaut einreissen oder sich gänzlich ablösen. Eine Kurzsichtigkeit (je stärker, desto ausgeprägter) stellt dabei einen besonders bedeutenden Risikofaktor dar, da bei dieser der Glaskörper besonders lang ist und dadurch ein vermehrter Zug auf die Netzhaut ausgeübt wird. Auch eine stattgefundene Operation (z.B. grauer Star) führt zu einem erhöhtem Netzhautablösungsrisiko. Zu einer exsudativen Netzhautablösung kann es durch Entzündungen oder Tumore kommen, welche den Austritt von Flüssigkeit auf Gefässen der Aderhaut verursachen, die unter der Netzhaut liegt. Durch die Unterspülung der Netzhaut mit Flüssigkeit, kann sich diese abheben bzw. ganz ablösen. Die Traktionsablösung tritt vor allem im Rahmen einer Diabetes-Erkrankung oder bei Tumoren der Netz- oder Aderhaut des Auges auf.

Wie bemerke ich eine Netzhautablösung?

Ein Riss oder eine Ablösung der Netzhaut äussert sich durch Symptome wie:

  • Lichtblitze (Photopsien)

  • schwarze Punkte (mouches volantes)

  • Russregen/dichter Schleier (durch eine Blutung im Glaskörper)

  • starke Sehverschlechterung (schwarzer Vorhang, der sich langsam ausbreitet)

Beim Auftreten der genannten Symptome handelt es sich um Augen-Notfälle! Eine sofortige augenärztliche Untersuchung ist notwendig, um eine Netzhautablösung auszuschliessen. Ein Riss in der Netzhaut hingegen kann auch symptomlos bleiben und wird oft nicht bemerkt.

Wie stellt der Augenarzt eine Netzhautablösung fest?

Der Augenarzt kann im Rahmen einer Augenspiegelung, bei der durch Tropfen die Pupillen weit gestellt werden, den Augenhintergrund untersuchen und dabei feststellen, ob die Netzhaut eingerissen ist oder sich abgelöst hat. Bei unklaren Fällen, wenn z.B. die Sicht auf die Netzhaut durch Blut getrübt wurde, kann eine Ultraschalluntersuchung Aufschluss über den Netzhautzustand geben.

Wie wird eine Netzhautablösung behandelt?

Im Fall eines Loches oder Risses, aber ohne Ablösung der Netzhaut, kann die defekte Stelle mittels eines Lasers ambulant in der Praxis “abgesiegelt” werden. Sollte der Laser hierzu nicht ausreichen, so muss das betroffene Netzhautareal mittels Vereisung (Kryotherapie) behandelt werden. Bei einer Netzhautablösung ist jedoch ein operativer Eingriff notwendig, im Rahmen welcher die abgelöste Netzhaut durch verschiedene Techniken wieder zum Anlegen gebracht wird. Als Ersatz für den Glaskörper werden Gas, spezielle Flüssigkeiten oder Silikonöl eingesetzt, mit denen die Netzhaut wieder angepresst wird. Anschliessend wird mit Laser oder einer Vereisung versucht, eine dauerhafte Anlage zu erzielen.

Wie ist die Prognose einer Netzhautablösung?

Die Prognose hängt von verschiedenen Faktoren ab, vor allem aber von der Grösse und Ausdehnung der Ablösung sowie von der Zeit, die zwischen der Netzhautablösung und der Behandlung vergangen ist.

Kann eine Netzhautablösung vorgebeugt werden?

Zur Vorbeugung sollten regelmässige augenärztliche Untersuchungen durchgeführt werden, insbesondere bei starker Kurzsichtigkeit, nach einer Operation eines Grauen Stars (Katarakt), bei wiederholten Entzündungen oder bei gehäuftem familiären Auftreten der Erkrankung. Sollte im Rahmen dieser Untersuchung ein Riss oder ein Loch in der Netzhaut festgestellt werden, kann je nach Risiko/Symptomen einer Ablösung, eine vorbeugende Laser- oder Kryotherapie (Vereisung) durchgeführt werden.

Fazit

Eine Netzhautablösung ist ein augenärztlicher Notfall, der eine sofortige Behandlung erfordert. Beim Auftreten von Lichtblitzen, Sehen von schwarzen Punkten oder Russregen sowie bei einer starken Sehverschlechterung sollte umgehend ein Augenarzt aufgesucht werden. Es gilt, je kürzer der Zeitraum zwischen einer Netzhautablösung und dem Beginn der Behandlung, desto besser ist die Prognose. Patienten ab dem 40. Lebensjahr und Personen mit den oben genannten Risikofaktoren (vor allem starker Kurzsichtigkeit) sollten einmal jährlich eine augenärztliche Kontrolluntersuchung durchführen lassen. Ihre Augenärzte in Bern untersuchen und beraten Sie gerne.

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