Auge und
Diabetes mellitus

01.09.2022
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Die Gefahr von Diabetes für die Augen

Der Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist eine Stoffwechselstörung und eine der häufigsten Allgemeinerkrankungen in Industrieländern. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass der Diabetes unter anderem schwere Schäden an den Augen verursachen kann. Durchblutungsstörungen der Netzhaut führen unbehandelt zu Sehverschlechterungen bis hin zur Erblindung. Subjektive Beschwerden treten in der Regel zu spät auf. Ohne Früherkennung durch vorsorgliche Untersuchungen beim Augenarzt ist eine erfolgreiche Therapie daher selten erzielbar. Jeder Zuckerkranke sollte regelmässig augenärztlich untersucht werden, um eine Früherkennung zu ermöglichen. Die Diagnose lässt sich sehr einfach an der Spaltlampe durch Spiegelung des Augenhintergrundes stellen.

Was sind die Ursachen der Zuckerkrankheit?

Die Zellen unseres Körpers sind für die Ausführung ihrer Funktionen auf die Energiezufuhr in Form von Zucker (Glucose) angewiesen. Der Zucker, den wir aus den Kohlenhydraten mit der Nahrung aufnehmen, wird durch das Blut zu den Zellen transportiert, welche ihn abbauen und so Energie gewinnen. Damit diese nun die Glucose aufnehmen können, wird das von der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gebildete Hormon Insulin benötigt. Die Insulinausschüttung erfolgt primär nach der Aufnahme von Nahrung; sie ist sozusagen die Eintrittskarte für den Zucker in die Zellen. Wird nun Insulin nicht oder in zu geringen Mengen produziert (Diabetes Typ 1) bzw. wenn es seine Wirkung an den Zellen nicht mehr entfalten kann (Diabetes Typ 2) so entsteht ein Diabetes mellitus. In der Folge können die Körperzellen keine Glucose mehr aufnehmen und abbauen; sie verbleibt im Blut. Daher spricht man vom erhöhten Blutzuckerspiegel. Der Körper versucht nun diesen Zuckerüberschuss zu kompensieren indem er “Durst“ signalisiert. Anfängliche Symptome sind daher vor allem ein starkes Durstgefühl und erhöhte Harnmengen. Mit der Zeit führt der erhöhte Blutzuckerspiegel über die Einlagerung von Fetten und Eiweissen in die Wände der kleinen Blutgefässe zu deren Schädigung. Es kommt zu Durchblutungsstörungen im Bereich der Organe (Herz, Nieren), Extremitäten sowie der Netzhaut (Retina) des Auges. Weitere Folgen des Diabetes sind unter anderem Gefühlsstörungen im Bereich der Hände und v.a. Füsse sowie eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen.

Folgende Veränderungen am Auge können durch die Zuckerkrankheit ausgelöst werden:

Die diabetische Retinopathie

Schäden an der Netzhaut als Folge der Zuckerkrankheit bezeichnet man als diabetische Retinopathie. Sie gehört in den westlichen Ländern zu den häufigsten Erblindungsursachen und betrifft nach 15-20 Jahren Erkrankungsdauer über 50% aller Diabetiker. Durch die Schädigung der Blutgefässe kommt es zu Zirkulationsstörungen und damit einer Minderversorgung der Netzhaut mit Blut. Es entsteht ein Sauerstoffmangel. Als Reaktion darauf bilden sich neue, jedoch schwächere Blutgefässe die leicht einreissen. Es kommt zur Ansammlung von Flüssigkeit in der Netzhaut (Makula-Ödem) und Einblutungen. Eine massive Schädigung der Augen bis hin zur Erblindung kann die Folge sein.

Entzündungen der Augenlider

Bedingt durch die erhöhte Infektionsanfälligkeit sind Diabetiker häufiger von Entzündungen im Bereich der Augenlider, wie zum Beispiel dem sog. Gerstenkorn (Hordeolum), betroffen.

Doppelbilder

Das plötzliche Auftreten von Doppelbildern kann gelegentlich vorkommen. Es ist bedingt durch Durchblutungsstörungen mit Beeinträchtigung der für die Augenmuskeln zuständigen Nerven und meist vorübergehend.

Grauer Star

Es ist bekannt, dass die in der Regel altersbedingte Trübung der Linse (Katarakt) bei Menschen mit Diabetes häufiger und vor allem früher auftritt. Häufig ist dann auch ohne grosse Sehbeinträchtigung eine operative Behandlung des grauen Star notwendig, da dieser die Untersuchung der Netzhaut bzw. eine Laserbehandlung durch den Augenarzt erschwert.

Vorübergehende Sehstörungen

Insbesondere ein akut starker Blutzuckeranstieg kann durch eine Quellung der Linsen zu einer vorübergehenden, reversiblen Sehverschlechterung führen. Dies ist oftmals bei der Erstdiagnose des Diabetes der Fall.

Was sind die Beschwerden bei diabetischen Veränderungen an den Augen?

Leider ist beim Auftreten von Beschwerden wie eine plötzliche starke Sehverschlechterung, verschwommenes Sehen oder dunkle Schatten, die Krankheit in der Regel bereits weit fortgeschritten. Rund ein Drittel der Patienten mit einer Retinopathie wissen nicht um ihre Erkrankung. Diese Tatsache unterstreicht die Wichtigkeit der regelmässigen augenärztlichen Kontrolle, und zwar nicht nur bei bekanntem Diabetes. Denn die Veränderungen am Auge bedingt durch einen erhöhten Blutzucker sind so charakteristisch, dass manchmal erst durch die Untersuchung beim Augenarzt die Diagnose eines Diabetes gestellt wird.

Gibt es Behandlungsmöglichkeiten?

Rechtzeitig eingeleitete Therapien können heutzutage durch den Diabetes bedingte Schäden am Auge teilweise verhindern oder zumindest verzögern. Entscheidend für das Ausmass der Augenbeteiligung ist die Dauer der Blutzuckerentgleisung. Daher ist die Früherkennung durch vorsorgliche Untersuchungen von grösster Wichtigkeit. Grundpfeiler der Behandlungsansätze sind zum einen Laserbehandlungen der Netzhaut; sie sind praktisch schmerzlos und lassen sich in der Praxis Ihres Augenarztes durchführen. Mit dem Laser werden krankhafte Gefässe zerstört und der Sauerstoffbedarf des Auges so verringert. Zum anderen besteht die Möglichkeit der Injektion von Substanzen, die das Wachstum von Gefässen hemmen (sog. Anti-VEGF).

Vorbeugen durch konsequente Blutzuckereinstellung und regelmässige Kontrollen beim Augenarzt

Konkret heisst das für Sie; Wenn Sie Diabetiker sind, können Sie Ihre Augen unter Beachtung folgender Punkte schützen:

  • Augenärztliche Untersuchungen mindestens ein Mal pro Jahr

  • Blutzuckerwerte stabil halten durch Medikamente und regelmässige Kontrollen z.B. bei Ihrem Hausarzt

  • Gute Einstellung von Blutdruck und Blutfettwerten

  • Reduktion von allfälligem Übergewicht und regelmässige körperliche Betätigung

  • Verzicht auf Nikotin

Regelmässige augenärztliche Kontrollen können eine durch die Zuckerkrankheit bedingte Schädigung der Augen und Erblindung verhindern. Kontaktieren Sie Ihren Augenarzt in Bern!

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