Das Auge

01.09.2022
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Das Sinnesorgan Nr. 1

Das Auge ist unser wichtigstes Sinnesorgan. Seine Leistungen sind einzigartig. Es ist verantwortlich für das Erkennen von Farben, Formen und Bewegungen, für die Speicherung von Erinnerungen in Form von Bildern, die Orientierung im Raum sowie das Erkennen von Situationen und Menschen.

Der Sehvorgang

Das Sehen ist für die meisten Menschen der wichtigste Informationskanal. Damit ein Seheindruck entsteht ist die Verarbeitung der Informationen durch unterschiedliche Systeme erforderlich. Gegenstände strahlen Licht zurück und wir nehmen dieses mit unseren Augen auf. Dabei gelangen die Lichtstrahlen durch die klare Hornhaut ins Auge, treten durch die Pupille und anschliessend durch Linse und den Augapfel hindurch. Zu Letzt treffen sie auf die Netzhaut. Spezielle Sinneszellen (Fotorezeptoren) auf der Netzhaut registrieren das eintreffende Licht und wandeln es in Nervenimpulse um. Über den Sehnerven werden diese Impulse an das Gehirn weitergeleitet. In der Sehrinde, dem primären visuellen Cortex, werden die Informationen zu Grösse, Form, Farbe und Lage des Gegenstandes analysiert und ein Bild erzeugt. Damit komplexe Objekte erkannt werden, sind weitere Verarbeitungsschritte notwendig. Verschiedene Areale des Gehirns sind daran beteiligt.

Binokulares Sehen

Binokulares Sehen bezeichnet das Sehen mit beiden Augen. Eine korrekte Sehwahrnehmung wird erst durch die folgenden komplexen Vorgänge im Gehirn ermöglicht:

  • Seheindrücke beider Augen müssen zur gleichen Zeit und auf gleicher Weise erfolgen (Simultansehen)

  • Die zwei entstandenen Bilder beider Augen müssen zu einem einzigen Bild verschmolzen werden (Fusion)

  • Schliesslich muss eine Wahrnehmung der Dreidimensionalität durch Verarbeitung der Bildinformationen im Gehirn erfolgen (Stereopsis)

Aufbau des Auges

Der Augapfel (Bulbus oculi) sitzt eingebettet in ein schützendes Polster aus Fettgewebe, in der knöchernen Augenhöhle des Schädels (Orbita). Er ist nahezu kugelförmig und besitzt einen Durchmesser von ca. 2.5cm. Den Augapfelinhalt bilden Regenbogenhaut (Iris), Ziliarkörper (Strahlenkörper), Linse und Glaskörper. Die Wand des Augapfels setzt sich zusammen aus der Lederhaut (Sklera), der Aderhaut (Choroidea) und der Netzhaut (Retina) die über den Sehnerv mit dem Gehirn verbunden ist. Der Glaskörper besteht aus einer durchsichtigen, gelartigen Masse. Er füllt das Innere des Augapfels und verleiht dem Auge die nötige Stabilität. Der Augapfel wird auf der Vorderseite von der Bindehaut bedeckt, mittig befindet sich eine durchsichtige Aussparung, die Hornhaut. Hinter der Hornhaut befindet sich die Iris; ein farbiger Muskelring. Die Iris hat in der Mitte eine Öffnung, die Pupille. Über sechs Augenmuskeln wird die Bewegung des Auges ermöglicht. So können wir Objekte mit den Augen verfolgen ohne dabei den Kopf zu bewegen.

Welche Funktionen haben die einzelnen Augenabschnitte?

Lider

Die Augenlider schützen den kleinen, von aussen sichtbaren Anteil des Auges. Sie verhindern durch Benetzung des Auges die Austrocknung der Hornhaut. Über den Lidschlussreflex werden die Augen bei Gefahr von aussen schnellstmöglich geschlossen.

Tränendrüsen und Tränenflüssigkeit

Die Tränendrüsen liegen oberhalb des Auges, jeweils auf der Aussenseite in der Augenhöhle. Sie sind haselnussgross und produzieren die Tränenflüssigkeit. Diese dient der Befeuchtung, Reinigung und Ernährung der Augapfeloberfläche. Mit Hilfe des Lidschlages wird die Tränenflüssigkeit über das Auge verteilt. Zudem befindet sich in der Tränenflüssigkeit ein Wirkstoff, der Bakterien abtöten kann.

Bindehaut (Konjunktiva)

Die Bindehaut bedeckt die Vorderseite des Auges bis zum Rand der Hornhaut. Sie dient als Verschiebeschicht und ermöglicht das reibungslose Gleiten des Augapfels bei Bewegungen des Auges. Zudem steuert sie Benetzungsstoffe zur Befeuchtung der Augenoberfläche bei und spielt so eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Erregern.

Hornhaut (Kornea)

Die durchsichtige Hornhaut, sozusagen das Fenster ins Auge, dient als Frontlinse des Auges. Sie leistet als Teil des optischen Systems den grössten Beitrag an der Lichtbrechung. Zu den Seiten hin setzt sie sich in die Lederhaut fort und umhüllt gemeinsam mit ihr das Auge. Zum Schutz des Auges ist die Hornhaut dicht innerviert; kleinste Berührungen lösen den Lidschlussreflex, daher auch Kornealreflex genannt, aus.

Lederhaut (Sklera)

Die Sklera bildet zusammen mit der Hornhaut die äussere Hülle des Auges und verleiht dem Augapfel Form und Stabilität. Sie entspricht dem sichtbaren Weiss des Auges.

Iris (Regenbogenhaut)

Die ringförmige Regenbogenhaut (Iris) bildet die Blende des Auges. Sie bestimmt, abhängig vom Pigmentgehalt die Augenfarbe (blau, grün, braun). Ihre zentrale Öffnung ist die Pupille, deren Grösse sie mit Hilfe von zwei Muskeln steuert.

Pupille

Durch Änderung der Grösse der Pupille wird die Menge des einfallenden Lichtes gesteuert. Ist die Umgebung hell erfolgt eine Verengung der Pupille (Miose), bei dunkler Umgebung werden die Pupillen weit gestellt um einen maximalen Lichteinfall zu ermöglichen (Mydriase).

Ziliarkörper (Strahlenkörper, Corpus ciliare)

Der Strahlenkörper liegt auf Höhe der Linse der Lederhaut an. Er produziert das Kammerwasser und bewirkt mit seinem Muskel (Ziliarmuskel) die Nah- und Ferneinstellung durch Änderung der Linsenform (Akkommodation).

Linse (Lens)

Die Augenlinse liegt hinter der Pupille. Sie besteht aus einem harten Kern und einer weichen Rinde und ist von einer Kapsel umgeben. Sie sammelt die Lichtstrahlen und gehört gemeinsam mit der Hornhaut zu den brechenden Medien. Über einen Aufhängeapparat, die Zonulafasern, ist sie am Strahlenkörper befestigt. Durch ihre Formänderung ermöglicht sie scharfes Sehen in der Nähe und Ferne (Akkommodation).

Vorder- und Hinterkammer, Kammerwasser

Der Raum zwischen Hornhaut und der Vorderfläche der Regenbogenhaut wird als Vorderkammer bezeichnet. Die hintere Augenkammer wird begrenzt durch Hinterfläche der Regenbogenhaut und die Linse. Das Kammerwasser (vom Strahlenkörper produziert) fliesst von der hinteren Augenkammer durch die Pupille in die vordere Augenkammer und geht dort am Übergang zwischen Hornhaut und Lederhaut über den Kammerwinkel schlussendlich in das venöse Blutsystem ein. Es ernährt Linse und Hornhaut und bestimmt den Augeninnendruck.

Glaskörper (Corpus vitreum)

Der Glaskörper hat eine gelartige Konsistenz und besteht zu 99% aus Wasser. Der Rest sind Substanzen die das Grundgerüst des Glaskörpers bilden. Er füllt das Innere des Auges aus und verleiht dem Auge Stabilität. Im Rahmen von Alterungsprozessen verflüssigt sich das Gel im Glaskörper mit den Jahren.

Aderhaut (Choroidea)

Die Aderhaut befindet sich zwischen Netzhaut und Lederhaut. Sie ist sehr gefässreich und dient der Ernährung der Sinneszellen der Netzhaut. Zudem hält sie die Temperatur des Auges konstant indem sie die durch fotochemische Prozesse entstehende Wärmeengenergie abführt.

Uvea (Gefässhaut)

Die Uvea, Gefässhaut oder mittlere Augenhaut, setzt sich anatomisch aus der Regenbogenhaut, dem Strahlenkörper und der Aderhaut zusammen.

Netzhaut (Retina)

Die Netzhaut besitzt ca. 130 Millionen Sinneszellen, die sogenannten Zapfen (vorwiegend zentral gelegen, für Tages-und Farbsehen) und die Stäbchen (v.a. in der Peripherie, für Dämmerungs- und Nachtsehen). Die Sinneszellen nehmen das Licht auf und wandeln die Lichtimpulse in Nervensignale um, welche über den Sehnerven das Gehirn erreichen.

Gelber Fleck (Makula lutea)

Die Makula lutea liegt in der Mitte der Netzhaut. Hier befinden sich nur eine Art Sinneszellen; die Zapfen. Im Zentrum der Makula befindet sich die Fovea centralis, der Ort des schärfsten Sehens. An diese Stelle wird beim Betrachten eines Gegenstandes, im Normalfall, fokussiert.

Blinder Fleck

Die Stelle in der Netzaut wo der Sehnerv das Auge verlässt (sog. Papille) wird als blinder Fleck bezeichnet. In diesem Bereich befinden sich keine Sinneszellen die das Licht wahrnehmen können und das Auge ist an diesem Ort “blind“, es entsteht eine Lücke im Gesichtsfeld (in der Fachsprache Skotom genannt). Verarbeitungsprozesse im Gehirn schalten diesen Gesichtsfelddefekt jedoch aus, so dass wir ihn beim Sehen nicht wahrnehmen.

Sehnerv (Nervus opticus)

Der Sehnerv, ist der zweite von zwölf Hirnnerven. Er ensteht durch die Ansammlung der Nervenfasern die aus der Netzhaut zusammenlaufen. Der Sehnervenkopf (Papille) ist die Stelle wo die Nervenfasern als Sehnerv das Auge verlassen, bei der Spiegelung des Augenhintergrundes (Fundoskopie) ist er sichtbar. Der Sehnerv leitet die Informationen aus der Netzhaut über die Sehbahn zum Gehirn.

Haben Sie weitere Fragen? Ihre Augenärzte in Bern informieren Sie gern.

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