Erkrankungen des Sehnervs

01.09.2022
  1. Start
  2. Erkrankungen des Sehnervs

Sehnerv-Schädigungen vorbeugen

Der Sehnerv leitet die durch das Auge aufgenommenen Informationen an das Gehirn weiter. Viele Erkrankungen können den Sehnerv auf seinem langen Weg zum Gehirn, und damit den Sehvorgang beeinträchtigen. Schäden entstehen dabei am häufigsten im Rahmen eines erhöhten Augeninnendruckes (Glaukom) oder bei Durchblutungsstörungen. Durch regelmässige Untersuchungen beim Augenarzt lassen sich viele Erkrankungen frühzeitig erkennen und können dann in aller Regel behandelt werden.

Ursachen von Sehnerv-Erkrankungen

Die Ursachen für eine Erkrankung des Sehnervs können sehr vielfältig sein. Neben angeborenen Veränderungen können auch Verletzungen, Tumore, Medikamente oder Veränderungen im Rahmen von erworbenen Erkrankungen (z.B. Grüner Star) zu Schäden am Sehnerv und damit Störungen im Sehvorgang führen. Nachfolgend die wichtigsten Erkrankungs-Ursachen:

Entzündungen

Bei der Sehnervenentzündung (Neuritis nervi optici) lässt sich oftmals keine Ursache für die Entzündung finden. Im Erwachsenenalter muss allerdings eine multiple Sklerose (MS) in Betracht gezogen werden. Betroffene klagen über zunehmende Sehstörungen bis hin zur Erblindung, Farbentsättigung sowie einem Druckgefühl und Schmerzen bei Augenbewegungen. Diese Symptome sind vorübergehend und bilden sich in der Regel wieder weitgehend zurück. Typischerweise ist dabei der hintere Abschnitt des Sehnervs betroffen (sogenannte Retrobulbärneuritis) sodass, bei der Untersuchung des Augenhintergrundes keine sichtbaren Veränderungen feststellbar sind; Der Patient sieht nichts und der Arzt auch nicht. Bei Kindern treten Entzündungen des Sehnervs vor allem im Zusammenhang mit Infektionen auf, häufig nach einem viralen Infekt der oberen Atemwege. Bei der Netzhaut-Untersuchung ist eine Papillenschwellung sichtbar, da die vorderen Abschnitte des Sehnervs betroffen sind (Papillitis). Beim Erwachsenen kann die Papillitis z.B. im Rahmen einer Borreliose (Zeckenbiss) entstehen.

Sehnervinfarkt (Anteriore ischämische Optikusneuropathie, AION)

Kommt es zum Verschluss eines Blutgefässes welches den Sehnervenkopf versorgt, so spricht man von einer AION oder einem Papilleninfarkt. Die akute Durchblutungsstörung des Sehnervs führt zu einer Minderversorgung und Schwellung im Bereich der Papille. Betroffene bemerken eine plötzliche, schmerzlose und meist einseitige starke Sehverschlechterung. Ausfälle im Gesichtsfeld bis hin zum kompletten Sehverlust sind die Folge. Der Augenarzt findet bei der Untersuchung neben einer in der Regel sehr stark herabgesetzten Sehschärfe, eine blasse Schwellung des Sehnervenkopfes und kleine Blutungen im Randbereich. Die Ursache liegt häufig in verkalkten Blutgefässen (Arteriosklerose). Die Therapie besteht in diesem Fall in der Behandlung der ursächlichen Grunderkrankung. Ein Papilleninfarkt kann auch im Rahmen von immunologisch bedingten Entzündungen von Blutgefässen – z.B. bei der sogenannten Arteriitis temporalis – auftreten.

Arteriitis temporalis

Bei der Arteriitis temporalis, auch Riesenzellarteriitis oder Morbus Horton genannt, kommt es aufgrund von ungeklärten Entzündungen bestimmter Blutgefässe am Auge zu Durchblutungsstörungen. In der Regel ist auch die Schläfenarterie (Arteria temporalis) betroffen, daher der Name. Die Riesenzellarteriitis geht meistens mit einem drastischen Sehverlust einher. Typisch sind auch Tage bis Wochen lang vorangehende Kopf-, Kau- und Nackenschmerzen, oft begleitet von Fieber und einem ungewollten Gewichtsverlust. Es besteht die Gefahr auf ein Übergreifen auf das andere Auge mit Erblindung in der Folge. Die Riesenzellarteriitis ist daher ein augenärztlicher Notfall und erfordert eine sofortige Behandlung in Form einer hochdosierten Kortisontherapie.

Glaukom

Die häufigste Ursache für Schäden am Sehnerv ist der grüne Star (Glaukom). Dabei kommt es durch den Druckanstieg im Inneren des Auges zu einer Druck-bedingten Quetschung und Schädigung der Sehnervenfasern. Die Folge sind Gesichtsfeldausfälle bis hin zur Erblindung. Insbesondere stellt der akute Glaukomanfall eine Notfallsituation dar und bedarf der sofortigen Behandlung beim Augenarzt. Symptome eines akuten Glaukomanfall sind starke Schmerzen und Druckgefühl im sowie hinter dem Auge.

Optikusatrophie

Als Optikusatrophie wird ein irreversibler Gewebeschwund bzw. das Absterben des Sehnervs bezeichnet. Mehr oder weniger jede Erkrankung des Sehnervs kann unbehandelt zu einem unwiederbringlichen Untergang der Nervenfasern führen. Daher ist eine Ursachenabklärung bei einer bereits vorliegenden Optikusatrophie oftmals schwierig. Zu den möglichen Ursachen zählen:

  • Druck auf den Sehnerv – z.B. durch Tumoren oder bei Blutungen

  • Trauma – z.B. Fahrradunfall mit Sturz auf Stirn und Schläfe

  • Angeborene Erkrankungen

  • Grüner Star (Glaukom)

  • Durchblutungsstörungen – z.B. AION im Rahmen eines langjährigen Bluthochdruckes

  • Entzündungen – z.B. bei einer Riesenzellarteriitis

  • Vergiftungen – z.B. durch Medikamente, Alkohol, Blei, u.a.

Tumoren

Tumoren des Sehnervs sind sehr selten und in der Regel gutartig. Je nach Ursprungszellen des Tumors spricht man von einem Optikusgliom oder einem Optikusscheidenmeningeom. Die Beschwerden treten meistens bedingt durch den Druck auf den Sehnerv auf führen häufig zur Erblindung. Da therapeutisch ein Wiedererlangen der Sehkraft des betroffenen Auges in aller Regel nicht erreicht werden kann, wird in diesen Fällen nur operiert, wenn das Tumorwachstum zusätzliche Bereiche der Sehbahn oder des Gehirns in Mitleidenschaft zieht.

Was sind die Beschwerden bei Erkrankungen des Sehnervs und wann sollte man zum Augenarzt?

  • Herabgesetzte Sehschärfe

  • Gesichtsfeldausfälle (Skotome)

  • Verminderte Farbwahrnehmung

  • Störungen oder Veränderungen der Pupillenweite

Untersuchungen beim Augenarzt

Durch Untersuchung des Augenhintergrundes an der Spaltlampe betrachtet der Augenarzt speziell die Papille – die Stelle auf der Netzhaut, an welcher der Sehnerv das Auge verlässt. Dabei finden sich bei den jeweiligen Erkrankungen typische Veränderungen. Eine weisse, blass erscheinende Papille weist auf einen Gewebeschwund der Nervenfasern hin wie dies zum Beispiel bei Optikusatrophie der Fall ist. Erscheint die Papille rot und geschwollen so deutet dies auf eine Entzündung hin.

Weitere wichtige Untersuchungen welche der Augenarzt für die Funktionsprüfung des Sehnervs durchführt sind unter anderem:

  • Prüfung der Sehschärfe

  • Gesichtsfeldprüfung

  • Prüfung des Farbsehens

  • Pupillenreaktions-Test

  • ggf Augendruckmessung

  • ggf OCT-Untersuchung

Durch diese Untersuchungen sind viele Erkrankungen des Sehnervs feststellbar. Um dauerhafte Schäden zu vermeiden, ist eine Früherkennung von entscheidender Bedeutung. Wenn Sie Augenbeschwerden haben, so sollten Sie Ihre Augen in jedem Fall durch einen Augenarzt untersuchen lassen. Vorsorglich können Sie natürlich auch einen Termin für eine augenärztliche Kontrolle in Bern vereinbaren.

Das könnte Sie auch noch interessieren

This site is registered on wpml.org as a development site.