Erkrankungen und
Störungen der Sehbahn

01.09.2022
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Beeinträchtigung durch Augenkrankheiten

Die Sehbahn umfasst die gesamte neuronale Verschaltung des visuellen Systems, vom Auge bis in das Gehirn. Verschiedene Augenkrankheiten und neurologische Erkrankungen können die Bereiche der Sehbahn beeinträchtigen und zu Sehstörungen führen. Dabei kann es sich beispielsweise um entzündliche Veränderungen, Gefässerkrankungen oder Tumore handeln. Je nach Lokalisation treten dabei ganz spezifische Beschwerden bzw. Gesichtsfeldausfälle auf. Die Behandlung richtet sich nach der Grunderkrankung.

Die Seebahn

Die Vielfalt der möglichen Ausfälle im Gesichtsfeld, die je nach Ort der Läsion auftreten, wird klar, wenn man den komplexen Verlauf der Sehbahn betrachtet.
Die Sehbahn beginnt in den Sinneszellen (Photorezeptoren) der Netzhaut welche die Lichtsignale in elektrische Impulse umwandeln und an die retinalen Ganglienzellen weiterleiten. Letztere besitzen sog. Axone, die Nervenzellfortsätze bzw. Nervenfasern die sich zu Bündeln vereinigen. Die Gesamtheit der Sehnervenfaserbündel eines Auges bildet den Sehnerv (Nervus opticus). Der N. opticus verlässt das Auge an der Papilla nervi optici (Ort des blinden Fleckes) und zieht zur Hirnbasis. An der Sehnervenkreuzung, dem Chiasma opticum, kreuzen die Nervenfasern der beiden Sehnerven. Ein Teil der Fasern wechselt dabei die Seite und setzt sich in den gegenseitigen Sehstrang (Tractus opticus) fort. Im weiteren Verlauf erreicht der Sehstrang das Zwischenhirn (Corpus geniculatum laterale). Hier erfolgen weitere Umschaltungen auf andere Nervenzellen. Die Sehinformationen werden modifiziert und erreichen schliesslich über die Sehstrahlung (Radiatio optica) das Grosshirn. Endstation ist die Sehrinde (visueller Cortex), der Ort, an welchem die Wahrnehmung der visuellen Informationen stattfindet.

Schäden vor der Sehnervenkreuzung

Sind Strukturen vor der Kreuzungsstelle der beiden Sehnerven betroffen, so kommt es zu einseitigen Sehstörungen mit Gesichtsfeldausfällen bis hin zur vollständigen Erblindung (Amaurose) des gleichseitigen Auges. Diese Schäden betreffen vorwiegend den Sehnerv selbst und können folgende Ursachen haben:

Sehnerventzündung

Die Neuritis nervi optici beschreibt eine Entzündung des Sehnervs. Sind Anteile innerhalb des Augapfels betroffen spricht man von einer Papillitis. Dies kann beispielsweise im Rahmen eines viralen Infektes auftreten und betrifft häufiger Kinder. Entzündliche Veränderungen des Nervus opticus ausserhalb des Augapfels werden als Retrobulbärneuritis bezeichnet. Sie betrifft meist Erwachsene und häufiger Frauen. Zu Grunde liegende Erkrankungen können eine Multiple Sklerose sein (häufige Erstmanifestation) aber auch andere Autoimmunerkrankungen. In manchen Fällen lässt sich keine Ursache feststellen. Eine verminderte Sehschärfe, Schmerzen bei Augenbewegungen, Gesichtsfeldausfälle (meist zentral) und Störungen der Farbwahrnehmung sind häufige Symptome.

Optikusatrophie

Der irreversible Verlust von Sehnervenfasern wird als Optikusatrophie bezeichnet. Nahezu jede Sehnerverkrankung kann im Verlauf zu einem Gewebeuntergang führen. Eine häufige Ursache ist der Grüne Star (Glaukom). Andere Ursachen können sein:

  • Durchblutungsstörungen (z.B. im Rahmen eines unbehandelten Bluthochdruckes)

  • Augenverletzungen

  • Tumoren die zu Druckschädigungen des Nervus opticus führen

  • Entzündungen

  • Medikamente, Alkohol, Nikotin

Anteriore Ischämische Optikusneuropathie (AION)

Dabei handelt es sich um plötzliche Störungen der Durchblutung. Ursächlich können Gefässverkalkungen (Arteriosklerose) oder Gefässentzündungen (Arteriitis temporalis) sein. Charakteristisch ist dabei die plötzlich einsetzende Sehverschlechterung bzw. ein Sehverlust. Wenn die Ursache eine Entzündung der Arterien ist, so handelt sich um einen augenärztlichen Notfall der einer unmittelbaren Therapie bedarf um eine bleibende Erblindung zu verhindern.

Stauungspapille

Als Stauungspapille wird eine Flüssigkeitsansammlung (Ödem) im Bereich der Austrittsstelle des Sehnervs bezeichnet. Häufigste Ursache ist ein erhöhter Hirndruck, der beispielweise im Rahmen von Infektionen, Entzündungen, Blutungen oder Tumoren im Gehirn entstehen kann. Neben verschiedenen neurologischen Beschwerden kann es auch zu einer Sehverschlechterung und Gesichtsfeldausfällen kommen.

Schädigung an der Sehnervenkreuzung

Lokalisierte Schäden im Bereich des Chiasma opticum (Sehnervenkreuzung) sind meistens Druck-bedingt und werden beispielsweise durch gutartige Tumoren der Hypophyse (Hypophysenadenom) oder Erweiterungen von Blutgefässen (Aneurysmen) ausgelöst. Weitere mögliche Ursachen sind Traumata oder eine Multiple Sklerose. Gesichtsfeldausfälle mit Kopfschmerzen sind häufige Beschwerden. Liegt ein Hypophysentumor vor, so tritt typischerweise das sog. Scheuklappenphänomen (bitemporale Hemianopsie) auf; das Gesichtsfeld ist zu den beiden Seiten hin stark eingeschränkt. Erfolgt eine rechtzeitige Therapie, so bilden sich die Gesichtsfeldausfälle in der Regel vollständig zurück.

Schädigung der Sehbahn nach dem Chiasma opticum

Schäden an den Sehbahn-Anteilen nach der Kreuzungsstelle können folgende Ursachen haben:

  • Durchblutungsstörungen im Gehirn (Schlaganfall/Hirnblutung)

  • Tumore

  • Verletzungen

  • Entzündungen

  • Augenmigräne

  • Gefässerweiterungen

Betroffene erleiden Gesichtsfeldausfälle an beiden Augen zu jeweils einer Seite hin (homonyme Hemianopsie). Ist zum Beispiel der linke Sehstrang betroffen, so kommt es zum rechtsseitigen Gesichtsfeldausfall an beiden Augen. Liegen die Schäden im Bereich der Sehrinde vor, so kann es auch zu Ausfällen der oberen bzw. unteren Gesichtsfeldhälfte kommen.
Einschränkungen im Gesichtsfeld können Anzeichen von Veränderungen an der Sehbahn und damit Ausdruck einer Störung im Bereich der Augen oder des Gehirns sein. Neu aufgetretene Gesichtsfelddefekte sollten stets augenärztlich abgeklärt werden. Liegen zusätzlich neurologische Ausfälle vor, so hat dringlich eine Behandlung zu erfolgen.
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