Herpes-Infektionen
des Auges

01.09.2022
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Was ist eine Herpes-Infektion?

Eine Herpes-Infektion wird durch eine Ansteckung mit einem Herpesvirus verursacht.

Es gibt verschiedene Herpesviren. Das Herpes-simplex-Virus wird in zwei Typen unterteilt. Während das Herpes-Virus Typ 1 eher Infektionen im Gesicht, also auch im Bereich der Augen, verursacht, sind bei einer Ansteckung mit einem Herpes-simplex-Virus vom Typ 2 eher die Geschlechtsteile betroffen.

Ein weiteres Herpesvirus ist das Varizella-Zoster-Virus, welches bei der ersten Infektion zu den sogenannten Windpocken (Varizellen) führt, bei einer erneuten Aktivierung jedoch zur sogenannten Gürtelrose (Herpes zoster).

Wie entstehen die Symptome?

Herpes-Viren bleiben nach einer Infektion lebenslang im Körper bestehen, auch ohne Symptome zu verursachen. Sie „verstecken“ sich in Ganglien (Ansammlungen von Nervenzellen) und können durch das Immunsystem nicht eliminiert werden. In Phasen erhöhter körperlicher und psychischer Beanspruchung, bei Fieber oder durch UV-Licht kann das Herpes-Virus wieder aktiviert werden. Es gelangt vom Ganglion über Nervenfasern an die Oberfläche der Haut, wo es zur Bildung von Herpes-Bläschen kommt.

Wie werden Herpes-Viren übertragen?

Das Herpes-simplex-Virus kann durch eine Tröpfcheninfektion, also beispielsweise beim Husten oder Niesen, durch Berührung sowie bei sexuellem Kontakt oder auch während der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen werden.

Auch das Varizella-Zoster-Virus wird durch Tröpfchen in der Luft oder durch Kontakt mit den Herpes-Bläschen übertragen.

Welche Erkrankungen, die durch Herpes-Viren verursacht werden, betreffen das Auge?

Durch das Herpes-simplex-Virus (HSV) verursachte Erkrankungen des Auges sind:

  • Herpes simplex der Lider (HSV)

  • follikuläre Konjunktivitis (HSV)

  • Herpes-assoziierte Uveitis (HSV)

  • Herpes-simplex-Keratitis (HSV)

Durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) verursachte Erkrankungen des Auges sind:

  • Varizella-Zoster-Keratitis

  • Zoster ophthalmicus

In sehr seltenen Fällen können Herpes-Viren, neben anderen Viren auch, zu einer Virusretinitis, einer Entzündung der Netzhaut führen. Diese äussert sich durch eine Verschlechterung oder einen halbseitigen Ausfall des Sehvermögens (Hemianopsie).

Herpes simplex der Lider

Es handelt sich hierbei um eine durch das Herpes simplex-Virus ausgelöste Erkrankung der Augenlider. Sie kann durch eine Reaktivierung von schon seit einer vormaligen Infektion im Körper bestehenden Herpes-Viren ausgelöst werden. Zu einer erneuten Aktivierung der Viren und einer Wanderung der Viren über die Nervenfasern an die Hautoberfläche kommt es v.a. durch UV-Licht.

Wie äussert sich eine Herpes simplex der Lider?

Eine erste Infektion führt mit dem Herpes-simplex-Virus führt meist zu keinen bis lediglich leichten Symptomen, so können eventuell Fieber, ein Schwächegefühl oder Erkältungssymptome auftreten. Bei einer Reaktivierung des Virus kann zunächst ein Kribbeln am Augenrand auftreten, später zeigen sich an den Augenlidern gruppiert stehende Bläschen, die mit einer Flüssigkeit gefüllt sind.

Wie wird ein Herpes der Augenlider behandelt?

Die Therapie besteht aus der Anwendung einer virushemmenden (virostatischen) Salbe. UV-Licht sollte möglichst gemieden werden, da dieses zu einer Reaktivierung führen kann.

Herpes-simplex-Konjunktivitis

Eine Herpes-simplex-Konjunktivits ist eine durch dieses Virus ausgelöste Bindehautentzündung.

Wie äussert sich eine Herpes-Bindehautentzündung?

Die Symptome einer solchen Erkrankung sind eine gerötete Bindehaut, als Zeichen ihrer Entzündung. Zudem können ein Brennen oder Jucken der Augen, ein Fremdkörpergefühl oder eine Verklebung der Augenlider auftreten.

An den Augenlidern können flüssigkeitsgefüllte Bläschen bestehen.

Wie wird eine eine Herpes-simplex-Konjunktivits behandelt?

Die Therapie erfolgt durch eine virushemmende Salbe, die auf die Bindehaut aufgetragen wird.

Herpes-Keratitis

Herpes-Viren sind die häufigste Ursache einer Hornhautentzündung (Herpes-Keratitis). Eine Hornhautentzündung kann durch Herpes-simplex-Viren oder durch Varizella-zoster-Viren verursacht werden.

Wie äussert sich eine Herpes-Keratitis?

Die Symptome einer Herpes-Keratitis sind:

  • starke Schmerzen

  • Lichtscheu

  • Schwellung der Augenlider

  • tränende Augen

  • ev. Sehverschlechterung

Die Beschwerden bestehen typischerweise nur einseitig.

Wie stellt der Augenarzt die Diagnose?

Dem Augenarzt zeigen sich in der Untersuchung mit der Spaltlampe Läsionen auf der Hornhaut. Er prüft durch Anfärbungen mit Fluorescin, ob Hornhautgeschwüre (Ulcera) bestehen. Zudem untersucht er sie die Hornhautsensibilität, die bei einer Herpes-Keratitis herabgesetzt ist.

Bei einer durch das Varizella-zoster-Virus ausgelösten Keratitis achtet er auch auf das Vorliegen des sogenannten Hutchinson-Zeichens. Bei diesem treten die Virusbläschen auch an der Nasenspitze auf.

Welche Komplikationen können nach einer Herpes-Keratitis auftreten?

Eine Herpes-Keratitis kann schwere Folgen haben. Es kann zum Auftreten von Narben auf der Hornhaut und dadurch zu einer Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) kommen, welche in Folge die Sehschärfe beeinträchtigt. Auch können als Komplikation einer Keratitis ein Grauer Star (Katarakt) oder ein Grüner Star (Glaukom) auftreten.

Wie wird eine Herpes-Keratitis behandelt?

Eine Herpes-simplex-Keratitis kann unterschiedliche Schichten der Hornhaut betreffen, danach richtet sich auch die Therapie. Je nachdem welche Schicht (oberflächlich oder tief) betroffen ist, werden verschiedene virushemmende Salben oder Tabletten eingesetzt. Cortison darf bei einer Herpes-Keratitis, anders als bei einer Herpes-assoziierten Uveitis, kein Cortison verabreicht werden.

Herpes-assoziierte Uveitis

Eine Herpes-assoziierte Uveitis ist eine durch das Virus Herpes simplex ausgelöste Entzündung der Uvea (mittlere Augenhaut).

Mit welchen Symptomen äussert sich eine Herpes-assoziierte Uveitis?

Typische Beschwerden sind:

  • Lichtscheu

  • Schmerzen

Oft ist gleichzeitig auch die Hornhaut betroffen (Keratitis), weshalb auch eine Sehverschlechterung auftreten kann. Auch das Trabekelwerk des Auges kann bei einer Herpes-assoziierten Uveitis entzündet sein (Trabekulitis). Dadurch kann das Kammerwasser schlechter abfliessen, wodurch der Druck im Auge ansteigt und dadurch ein Grüner Star (Glaukom) entsteht.

Wie erfolgt die Behandlung?

Eine Herpes-assoziierte Uveitis wird mit Cortison und virenhemmenden Medikamenten behandelt, die oral eingenommen werden müssen.

Zoster ophthalmicus

Ein Herpes zoster ist eine auch unter dem Namen „Gürtelrose“ bekannte Erkrankung, die durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) ausgelöst wird.

Was passiert bei einer Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus?

Die erste Infektion mit dem Virus führt zu einer Varizellen-Erkrankung, den sogenannten Windpocken.

Wie andere Herpesviren persistiert auch das Varizella-Zoster-Virus nach einer Erkrankung im Körper, eine Schwächung des Immunsystems durch körperliche oder psychische Anstrengungen führt zu einer erneuten Aktivierung des Virus und einem Herpes zoster, der sogenannten Gürtelrose.

Wie äussert sich eine Gürtelrose (Herpes zoster)?

Ein Herpes zoster äussert sich durch typische Hauterscheinungen. Diese Hautläsionen treten nur einseitig auf und sind gerötete Stellen mit Bläschen, welche nach einigen Wochen verkrusten. In diesem Bereich bestehen ein Juckreiz und starke Schmerzen. Typischerweise tritt ein Herpes-zoster erst im höheren Lebensalter auf und kann Zeichen für ein geschwächtes Immunsystem sein. Besonders wenn sie in einem jüngeren Lebensalter auftritt, muss eine etwaig vorliegende Grunderkrankung, die das Immunsystem schwächt, ausgeschlossen werden.

Wie kann das Auge beim einem Herpes-zoster geschädigt werden?

Das Varizella-Zoster-Virus kann auch den N. ophthalmicus befallen und in ungefähr der Hälfte der Fälle das Auge schädigen. Dies wird als Zoster ophthalmicus bezeichnet.

Wie äussert sich ein Zoster ophthalmicus?

In 2/3 der Fälle ist bei einem Zoster ophthalmicus die Hornhaut betroffen und es kommt zum Auftreten einer Hornhautentzündung (Keratitis). Weitere mögliche Erkrankungen sind eine Entzündung der Regenbogenhaut (Uveitis anterior), eine Entzündung des Sehnervs (Neuritis nervi optici) oder sehr selten ein Absterben der Netzhaut (retinale Nekrose). Eine retinale Nekrose kann zu einem vollständigen Zerstörung der Netzhaut innerhalb von wenigen Stunden führen.

Welche Komplikationen können nach einer Herpes-zoster-Infektion auftreten?

Eine schwerwiegende Komplikation, die nach einer Infektion auftreten kann, ist die sogenannte postherpetische Neuralgie. Diese äussert sich als Schmerzen, die auch nach Abheilung des Hautausschlags bestehen, weiter anhalten. Der Hautauschlag heilt in der Regel nach rund einem Monat ab. Die brennenden oder bohrenden Schmerzen können jahrelang anhalten und durch Reize wie Wärme oder Berührung verstärkt werden, bessern sich aber im Verlauf in einem Grossteil der Fälle.

Wie wird ein Zoster ophtalmicus behandelt?

Ein Zoster ophtalmicus wird mit antiviralen Substanzen (z.B. Zovirax, Valtrex) behandelt.

Kann eine Herpes-Infektion vorgebeugt werden?

Varizella-Zoster-Virus (VZV):

Eine Windpocken-Erkrankung kann durch eine Varizellen-Impfung vorgebeugt werden. Diese wird v.a. Personen mit einem geschwächten Immunsystem und Frauen mit Kinderwunsch empfohlen, welche das Virus noch nicht in sich tragen. Ein Herpes zoster (Gürtelrose) kann nach einer in der Vergangenheit erfolgten Infektion mit dem Varizella-zoster-Virus und einer Windpocken-Erkrankung durch eine Impfung mit dem Impfstoff Zostavax vorgebeugt werden.

Herpes-simplex-Virus (HSV):

Eine Herpes-simplex-Infektion kann nicht durch eine Impfung, sondern lediglich durch hygienische Massnahmen vorgebeugt werden.

Fazit

Es gibt verschiedene Arten von Herpesviren, die im Körper unterschiedliche Erkrankungen auslösen können. Zwei Arten von Herpesviren, das Herpes-simplex-Virus und das Herpes-zoster-Virus können auch das Auge schädigen und zu einer Infektion der Lider, der Bindehaut, der mittleren Augenhaut oder der Hornhaut führen. Da Herpesviren nach einer ersten Infektion lebenslang im menschlichen Körper persistieren, können sie durch verschiedene Auslöser wie Stress, körperliche Erkrankungen, UV-Licht u.a. immer wieder reaktiviert werden. Die Therapie besteht meist aus der Verabreichung von virushemmenden Substanzen (Salben oder Tabletten). Eine Infektion mit dem Varizella-zoster-Virus kann durch eine Impfung vorgebeugt werden.

Eine Infektion mit Herpesviren kann für das Auge schwerwiegende Folgen haben. Zögern Sie daher bei Beschwerden nicht, einen Augenarzt aufzusuchen. Ihre Augenärztinnen und Augenärzte Bern untersuchen und beraten Sie gerne.

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