Was ist Orthoptik
(Sehschule)?

02.09.2022
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Was ist Orthoptik?

Der Begriff Orthoptik („Geradesehen“, „orthos“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „gerade“ oder „richtig“) bezeichnet eine sogenannte Sehschule, mit welcher Krankheitsbilder diagnostiziert und behandelt werden können, die durch Störungen des binokulare Sehens (Sehen mit zwei Augen) verursacht werden. Beim binokularen Sehen entstehen zwei getrennte, unterschiedliche Seheindrücke (vom rechten und vom linken Auge stammt jeweils ein Seheindruck), die im Gehirn zusammengefügt und fusioniert werden müssen, damit das Sehen, so wie wir es kennen, möglich ist und ein Gesamtbild entsteht. Zudem ermöglicht das binokulare Sehen die Seheindrücke in beiden Augen simultan, d.h. gleichzeitig zu registrieren sowie, im Gegensatz zum einäugigen (monokularen) Sehen, Tiefen und Räumlichkeiten differenziert wahrzunehmen (Stereopsis). Die Ursachen für ein gestörtes binokulares Sehen können angeboren oder erworben sein.

Was kann durch die Orthoptik abgeklärt und behandelt werden?

Die Möglichkeiten der Orthoptik und einer Sehschule richten sich, nicht ausschliesslich, aber häufig an Kinder und Jugendliche, da sich in dieser störungsanfälligen Zeit das Zusammenspiel zwischen Auge und Gehirn entwickelt und festigt. Am häufigsten wird durch die Orthoptik eine Fehlstellung der Augen, das sogenannte Schielen (Strabismus) oder eine andere Augenbewegungsstörung, wie beispielsweise der Nystagmus (Augenzittern) behandelt. Schielen entsteht durch eine Fehlstellung der Augen, bei der ein Auge ein Objekt fixiert und das andere abweicht. Es gibt verschiedene Formen des Strabismus wie das Einwärts- oder das Auswärtsschielen (Esophorie und Exophorie), das Schielen nach oben (Hyperphorie) oder nach unten (Hypophorie) sowie das Verrollungsschielen (Zyklophorie). Oft ist das Schielen angeboren und tritt bereits bei kleinen Kindern auf. Die Gefahr dieses frühkindlichen Schielens ist dabei eine sogenannte Schwachsichtigkeit (Ambylopie) des schielenden Auges, da dieses weniger genutzt wird.

Des Weiteren wird die Orthoptik auch bei einem Gesichtsfeldausfall, einer sogenannten Hemianopsie (in beiden Augen wird jeweils nur noch eine Hälfte des Gesichtsfeldes gesehen) eingesetzt. Auch bei zu früh geborenen oder behinderten Kindern, bei Kopfschiefhaltungen sowie bei Problemen wie Konzentrationsschwierigkeiten, Leseschwierigkeiten, müden Augen, Verschwommensehen, Kopfschmerzen und dem Verdacht auf eine Sehstörung nach einem Unfall kann die Abklärung durch eine Sehschule sinnvoll sein.

Wie wird im Rahmen der Orthoptik die Diagnose gestellt?

Die Diagnose einer Erkrankung, die durch eine Sehschule behandelt werden könnte, wird im Rahmen einer augenärztlichen Untersuchung gestellt. Besonderes Augenmerk wird bei der Untersuchung auf die Prüfung des Gesichtsfeldes sowie die Stellung und Bewegung der Augen und somit die Diagnose von Schielerkrankungen gelegt. Mit einem speziellen Gerät (Haploskop) kann das Binokularsehen, die Zusammenarbeit beider Augen, geprüft werden.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es im Bereich der Orthoptik?

Das Behandlungsgebiet der Orthoptik umfasst ein breites Feld, wie beispielsweise die Anpassung von Sehhilfen (Brillenverordnung) bei einer Sehschwäche. Bei einem angeborenen, frühkindlichen Schielen kann es durch die reduzierte Nutzung des schielenden Auges zu dessen Schwachsichtigkeit (Amblyopie) kommen. Die Therapie zielt darauf ab, die Sehfähigkeit des schwachsichtigen Auges durch den Einsatz von Brillen oder das Abdecken des gesunden Auges zu verbessern. Bei einem plötzlichen Auftreten von Schielen kommt es oft zur Wahrnehmung von Doppelbildern (Diplopie), welche durch eine Schieloperation oder eine Korrekturen mit Prismen (spezielle Brillengläser) behandelt werden kann. Bei einem halbseitigen Gesichtsfeldausfall (Hemianopsie) kann ein Lesetraining zur besseren Nutzung des verbleibenden Sehvermögens führen oder auch sogenannte Prismenbrillen eingesetzt werden, die das Gesichtsfeld erweitern können.

Fazit

Die Orthoptik diagnostiziert und behandelt Störungen des binokularen Sehens, wobei es sich besonders häufig um Schielerkrankungen handelt. Schielen kann angeboren sein und familiär gehäuft auftreten, daher ist es besonders wichtig, Kinder (insbesondere Kleinkinder) mit Verwandten, die an einem Strabismus leiden, augenärztlich untersuchen und orthoptisch abklären zu lassen, um Folgeerscheinungen wie eine Schwachsichtigkeit (Amblyopie) möglichst zu vermeiden. Plötzlich auftretendes Schielen muss sofort abgeklärt werden! Auch unauffällige Kinder sollten spätestens bis zum Alter von drei Jahren augenärztlich untersucht werden, um eine Einschränkung auszuschliessen. Im Allgemeinen lassen sich durch eine Sehschule eine Reihe von Erkrankungen, die durch Fehlstellungen oder Bewegungsstörungen der Augen, verursacht werden, behandeln oder zumindest verbessern. Ihre Augenärzte in Bern untersuchen und beraten Sie gerne.

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