Amblyopie

31.08.2022
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Was ist eine Amblyopie?

Der Begriff Amblyopie (griechisch für „stumpfes Auge“) bezeichnet in der medizinischen Fachsprache die Schwachsichtigkeit eines Auges ohne organischen Fehler. Eine Amblyopie betrifft in Europa bei etwa 5% der Bevölkerung.

Sie ist die Folge einer gestörten Verarbeitung von Seheindrücken im Gehirn. Das normale, räumliche Sehen wird durch zwei unterschiedliche Seheindrücke von beiden Augen gewährleistet, welche im Gehirn zu einem Bild fusioniert werden.

Dies wird als sogenanntes binokulares Sehen bezeichnet. Bei einer Amblyopie ist diese Zusammenarbeit bzw. Fusion beider Gesichtsfeld-Hälften gestört.

Da die Sehentwicklung im Gehirn in den ersten Lebensmonaten und -jahren erfolgt, sinkt mit zunehmenden Alter die Gefahr eine Amblyopie zu entwickeln. Ab dem 10. Lebensjahr tritt in der Regel keine Amblyopie mehr auf. Dennoch kann sich eine bereits seit dem Kindesalter bestehende Amblyopie bis ins Erwachsenenalter weiter verschlechtern.

Wie entsteht eine Amblyopie?

Eine Amblyopie kann durch verschiedene Erkrankungen, welche das Sehvermögen beeinträchtigen, entstehen. Dazu gehören beispielsweise ein angeborener Grauer Star (Katarakt), bei welchem das Sehvermögen durch eine Trübung der Linse eingeschränkt ist oder eine sehr starke Kurz- oder Weitsichtigkeit. Eine besonders auch bei Kindern relevante Ursache ist zudem ein Schielen (Strabismus). Bei diesem besteht im Kindesalter die Gefahr, dass das schielende Auge zu wenig genutzt wird und in Folge schwachsichtig wird. Dies geschieht durch Veränderungen im Gehirn, die entstehen, wenn nur das normalsichtige Auge für das Sehen genutzt wird. Der sogenannte visuelle Cortex, der sich in den ersten Lebensjahren ausformt, wird zu wenig stimuliert. Daher setzt die Therapie daran an, die Nutzung des schwachsichtigen Auges zu nutzen, indem das normalsichtige Auge abgeklebt wird.

Auch ein stark hängendes Augenlid (Ptosis) kann das Sehvermögen einschränken und so zu einer Amblyopie führen.

Wie äussert sich eine Amblyopie?

Typische Beschwerden bei einer Amblyopie sind eine teils auch stark reduzierte Sehschärfe, obwohl diese so gut wie möglich durch Sehhilfen korrigiert wurde. Diese fehlende Korrigierbarkeit ist dadurch erklärbar, dass die Verarbeitung der Seheindrücke im Gehirn gestört ist. Auch das räumliche Sehen kann eingeschränkt sein, da bei einer Amblyopie das binokulare Sehen, d.h. das Sehen mit zwei Augen, gestört ist. Schlimmstenfalls besteht sogar das Risiko zu erblinden.

Welche Risikofaktoren für eine Amblyopie gibt es?

Es sind einige Risikofaktoren bekannt, die das Risiko für eine Schwachsichtigkeit der Augen erhöhen können. Diese stellen häufig auch die Ursache der Erkrankung dar.

Dazu gehören:

  • eine erhöhte familiäre Belastung

  • Komplikationen bei der Geburt oder eine Frühgeburt

  • eine starke Kurz- oder Weitsichtigkeit

  • eine starke Hornhautverkrümmung

  • Brechungsfehler, wie beispielsweise bei einer getrübten Linse in Rahmen eines Katarakts (Grauen Stars)

  • Schielen (Strabismus)

  • Fehlstellungen der Augenlider (beispielsweise ein hängendes Augenlid)

Wie stellt der Augenarzt die Diagnose einer Amblyopie?

Bei einer augenärztlichen Untersuchung kann eine Amblyopie durch einen Sehtest festgestellt werden. Der Augenarzt kann so den genauen Grad der Amblyopie bestimmen.

Bei sehr kleinen Kindern, bei denen noch kein Sehtest durchgeführt werden kann, wird der Augenhintergrund (Fundus) untersucht oder anhand von Bildern getestet welche Objekte die Kinder präferentiell betrachten. Zudem kann bei Kindern die Sehschärfe durch mittels Skiaskopie bestimmt werden.

Wie kann eine Amblyopie behandelt werden?

Als Grundprinzip in der Behandlung einer Amblyopie gilt es die zugrunde liegende Ursache zu beseitigen. D.h. eine getrübte Linse bei einem Grauen Star (Katarakt), sollte durch eine neue, klare Kunstlinse ersetzt werden, ein hängendes Augenlid (Ptosis) kann operativ behandelt werden. Refraktive Einschränkungen wie eine Kurz- oder Weitsichtigkeit können durch das Tragen von Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen ausgeglichen werden.

Gerade bei bereits im Kindesalter auftretenden Sehstörungen wie dem Schielen ist wichtig, diese frühzeitig zu behandeln. Dabei kommen häufig sogenannte Okklusions-Pflaster zum Einsatz, mit denen das gesunde Auge abgeklebt wird, um das schwachsichtige, schielende Auge zu stärken.

Zudem kann das binokulare Sehen in einer Sehschule (Orthoptik) geübt und trainiert werden.

Kann eine Amblyopie vorgebeugt werden?

Da eine Amblyopie schon bei Neugeborenen und Babys vorhanden sein kann, ist wichtig, dass bei jedem Kind im Alter von 6-8 die Augen untersucht werden. Nur so können angeborene Erkrankungen ausgeschlossen werden. Diese erste Untersuchung erfolgt in der Regel durch einen Kinderarzt, bei Auffälligkeiten erfolgt eine genauere Untersuchung durch einen Augenarzt. Sind die Augen bei dieser Untersuchung unauffällig, aber Risikofaktoren vorhanden, so sollte nach 6 -12 Monaten eine erneute augenärztliche Kontrolle erfolgen.

Generell gilt, die Augen aller Kinder sollten bis zum Alter von 3 Jahren einmal untersucht werden, um einen etwaig vorhandenen Strabismus (Schielen) oder eine etwaige Kurz- oder Weitsichtigkeit rechtzeitig erkennen zu können.

Fazit

Eine Amblyopie kann die Folge unterschiedlicher Augenerkrankungen sein, die zu einer Einschränkung des Sehvermögens führen. Besonders wichtig ist es, sie rechtzeitig zu erkennen! Regelmässige augenärztliche Kontrollen können dazu beitragen, dass eine Amblyopie rechtzeitig erkannt und behandelt werden kann. Ihre Augenärzte in Bern stehen für Fragen gerne zur Verfügung!

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