Auge und
Allgemeinerkrankungen

31.08.2022
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Zahlreiche körperliche Erkrankungen können zu einer Augenbeteiligung führen

Nahezu jeder Mensch leidet im Laufe seines Lebens an zu hohem Blutdruck, erhöhten Zuckerwerten, Problemen mit der Schilddrüse oder Migräne. Wenig bekannt unter den Betroffenen ist jedoch, dass diese körperlichen Erkrankungen auch die Augen schädigen oder beeinträchtigen können.

Ein Diabetes mellitus äussert sich durch erhöhte Zuckerwerte. Diese können je nach Art wie bei Diabetes Typ 1 durch einen Angriff der Bauchspeicheldrüse durch Auto-Antikörper bedingt sein. Diese produziert normalerweise Insulin, kann dies durch eine Schädigung nicht mehr ausreichend produzieren – die Zuckerwerte bleiben hoch. Zu einem Diabetes Typ 2 kommt es hingegen meist durch einen „ungesunden“ Lebensstil mit mangelnder Bewegung und fett- und zuckerreicher Bewegung. Die Körperzellen sprechen dadurch im Verlauf immer weniger auf das eigentlich ausreichend vorhandene Insulin an – der Blutzucker (Glukose) bleibt hoch. Ein Diabetes Typ1 kann nur durch das Spritzen von Insulin behandelt werden, ein Diabetes Typ 2 zu Beginn durch Lebensstil-Modifikationen (Bewegung, Ernährungsumstellung) und erst bei mangelndem Erfolg durch Medikamente.

Die Symptome einer Zuckererkrankung entwickeln sich schleichend und von den Betroffenen oft unbemerkt. Häufig kommt es zu einer Beteiligung der Nieren (Nephropathie) oder der Nervenfasern (Neuropathie­), was zu lange Zeit unbemerkten Empfindungs- und Sensibiltätsstörungen führen kann. Ebenso wird eine Beteiligung der Augen häufig erst spät bemerkt. Eine solche diabetische Retinopathie betrifft die Netzhaut und verläuft oft schleichend, deutliche Symptome treten meist erst auch wenn es zu Komplikationen wie einer Blutung im Glaskörper (Sehen von Russ-Regen) oder einer Ablösung der Netzhaut (Sehen eines dunklen Vorhangs) kommt. Zudem kommt es bei Patienten die an einem Diabetes leiden häufiger zu Entzündungen und Infektionen des Auges als bei Gesunden.

Eine diabetische Retinopathie ist eine schwerwiegende Erkrankung, bei welcher bei Progression und unzureichender Behandlung die Gefahr einer Erblindung besteht.

Ursache: hoher Blutdruck

Durch zu hohe Blutdruckwerte (Hypertonie) kann es im Laufe der Zeit neben einer Schädigung der Gefässe im gesamten Körper, auch zu einer Schädigung der Gefässe in der Netzhaut des Auges kommen (hypertensive Retinopathie). Ein erhöhter Blutdruck bleibt von den Betroffenen häufig unbemerkt, äussert sich ab deutlich erhöhten Werten jedoch durch Unwohlsein, Kopfschmerzen oder Nasenbluten. Durch eine hypertensive Retinopathie kommt es zu einer Verkalkung (Arteriosklerose) der Gefässe in der Netzhaut, die Arterien und Venen werden starr, können bluten oder verstopfen. Dies kann zu Sehstörungen und einer Verminderung des Sehvermögens führen.

Die Migräne als Auslöser

Bei einer Migräne kommt es ausgelöst durch verschiedene Triggerfaktoren (Käse, Rotwein, Schokolade, Stress, u.a.) zu einseitigen, 1-3 Tage anhaltenden, starken Kopfschmerzen. Die Kopfschmerzen können sich in einigen Fällen durch eine sogenannte „Aura“ ankündigen. Dazu gehören Übelkeit, Erbrechen, neurologische Störungen, aber auch Augenerscheinungen wie beispielsweise ein sogenanntes „Flimmerskotom“. Dieses äussert sich durch einen bogenförmigen, im Gesichtsfeld wandernden, oszillierenden Bereich, welcher Minuten bis Stunden anhalten kann. Ein Flimmerskotom entsteht durch eine Kontraktion von Gefässen im Gehirn, welche die Sehrinde versorgen. Auch kommt es im Rahmen einer Migräne zu einer erhöhten Lichtempfindlichkeit, selten kann es auch zu einem Gesichtsfeldausfall, einem ein- oder beidseitigen meist teilweisen Sehverlust oder verschwommenen Sehen, kommen.

Beteiligung der Schilddrüse

Eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) äussert sich durch ein Unruhegefühl, einen beschleunigten Puls, vermehrtes Schwitzen, eine Gewichtsabnahme, kann aber auch die Augen betreffen. Eine Schilddrüsenüberfunktion wird häufig durch autoimmune Prozesse (Morbus Basedow) ausgelöst, welche zu einer Entzündung des Fett- und Bindegewebes in der Augenhöhle (Orbita) führen und dieses in Folge anschwillt. Dadurch kommt es zu einem Hervortreten der Augäpfel (Exophthalmus), weshalb die Augenlider bei Lidschluss das Auge nicht mehr vollständig bedecken und die Hornhaut austrocknen kann. Eine Entzündung der Augenmuskeln kann zu einem Schielen, verbunden mit Doppelbildern führen.

Auswirkungen von Immunerkrankungen auf die Augen

Autoimmunerkrankungen führen häufig zu trockenen Augen. Ein Beispiel ist eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen, das sogenannte Sjögren-Syndrom. Bei diesem kommt es durch eine überschiessende Immunantwort zur Schädigung verschiedener Drüsen im menschlichen Körper, u.a. auch der Tränendrüsen. Dies führt durch eine unzureichende Tränenproduktion zu einer Austrocknung der Augen (Sicca-Syndrom).

Bei einer Myasthenia gravis kommt es zu einer Bildung von Auto-Antikörpern im Thymus. Diese richten sich gegen Rezeptoren an der motorischen Endplatte und führen zu einer Muskelschwäche. Kommt es zu einer Beteiligung der Augen kann die Muskelschwäche zu einem Herabhängen der Augenlider (Ptose) oder zu Doppelbildern führen.

Bei einer weiteren Autoimmunerkrankung, der Multiplen Sklerose kommt es durch eine andauernde Entzündung zu einem Entmarkung (Demyelinisierung) der Nervenfasern, u.a. des Sehnerven (Nervus optivus). Eine Multiple Sklerose äussert sich häufig durch ophthalmologische Beschwerden, wie Schmerzen beim Bewegen der Augen, Sehen wie durch einen Schleier oder eine Reduktion des Sehvermögens.

Körperliche Infektionen mit verschiedenen Erregern (Viren, Bakterien, Pilze) können, ebenso wie Autoimmunerkrankungen (Rheuma, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen), zu einer Entzündung im Auge führen, beispielsweise zu einer Uveitis (Entzündung der Aderhaut). Diese äussert sich durch Sehstörungen, einer Rötung des Auges, Schmerzen, tränende Augen oder eine erhöhten Blendempfindlichkeit.

Weitere Auslöser für Augenprobleme

Bei Allergien wie beispielsweise einem Heuschnupfen kann es durch eine Bindehautentzündung zu einer Augenbeteiligung kommen. Bei einer sogenannten allergischen Bindehautentzündung (Konjunktivitis) juckt und tränt das Auge, zudem ist es gerötet.

Auch Hauterkrankungen führen nicht selten zu einer Beteiligung der Augen.

Eine Rosazea, eine Rötung der Haut, kann auch zu einer Entzündung der Binde- oder Hornhaut im Auge führen. Typische Symptome einer okulären Rosazea sind gerötete und schuppende Lidränder, tränende Augen oder auch trockene Augen sowie eine Fremdkörpergefühl.

Zu hohe Cholesterinwerte und/oder eine erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes (durch verschiedene Erkrankungen, genetische Faktoren oder die Einnahme bestimmter Medikamente) können zu Thrombosen im gesamten Körper, u.a. auch im Auge führen. Dabei kann es zu einem Verschluss der Zentralvene oder Zentralarterie im Auge kommen. Ein Venenverschluss äussert sich durch das Sehen von Schleiern, ein Arterienverschluss durch einen plötzlichen, abrupten, einseitigen Sehverlust.

Behandlung richtet sich nach jeweiliger Ursache

Bei einer Diabetes-Erkrankung ist es wichtig den Zuckerspiegel zu senken, um daraus resultierende Schäden zu verhindern. Liegt bereits eine Augenschädigung vor, eine diabetische Retinopathie, so wird diese durch Anpassungen des Lebensstils und gegebenenfalls eine Laserbehandlung (Photokoagulation) oder intravitreale Injektionstherapie behandelt.

Erhöhte Blutdruckwerte sollten möglichst gesenkt und auf einen optimalen Wert eingestellt werden.

Augenerscheinungen bei Migräne wie beispielsweise ein Flimmerskotom müssen nicht behandelt werden. Die Einnahme von Magnesium kann unterstützend erwogen werden. Die Kopfschmerzen bei einer Migräne können durch Schmerzmittel oder die Einnahme sogenannter Triptane gelindert werden.

Bei Vorliegen einer Schilddrüsenüberfunktion zielt die Therapie (in der Regel durch Medikamente, gegebenenfalls auch durch eine chirurgische Entfernung der Schilddrüse) darauf ab, die erhöhten Schilddrüsenwerte zu normalisieren und optimal einzustellen. Trockene Augen können mit befeuchtenden Augentropfen behandelt werden.

Autoimmunerkrankungen werden durch eine Hemmung der überschiessenden Immunantwort behandelt. Häufig kommen dabei Cortison oder andere immunsuppressive Medikamente zur Anwendung. Beschwerden wie trockene Augen können durch symptomatische Massnahmen, wie der Applikation befeuchtender Augentropfen behandelt werden. Bei einer Myasthenia gravis wird in einigen Fällen und entsprechender Indikation neben medikamentösen Massnahmen der Thymus entfernt.

Eine durch Allergien ausgelöste Bindehautentzündung wird symptomatisch durch anti-allergische Medikamente (Anti-Histaminika) behandelt.

Entzündungen wie eine Uveitis werden durch Cortison, Antibiotika oder andere immunsupprimierende Medikamente behandelt.

Eine okuläre Rosazea wird anfangs meist nur symptomatisch, in schweren Fällen jedoch auch systemisch behandelt.

Gefässverschlüsse werden je nach Art des betroffenen Gefässes behandelt – Ziel ist es, die durch das Gerinnsel (Thrombus) unterbrochene Blutversorgung so schnell wie möglich wieder herzustellen. Faktoren (z.B. Bewegungsmangel , zu geringe Flüssigkeitsaufnahme) oder Medikamente (z.B. Pille), welche zu die Gerinnung des Blutes erhöhen, sollten möglichst vermieden werden.

Fazit

Erkrankt der Körper, so kann auch das Auge betroffen sein. Leiden auch Sie an hohem Blutdruck, zu hohen Zuckerwerten oder einer Autoimmunerkrankung? Lassen Sie Ihre Augen regelmässig augenärztlich untersuchen! Eine frühzeitige Erkennung kann schwere Schäden verhindern und die Prognose deutlich verbessern. Zögern Sie nicht und vereinbaren Sie einen Termin bei Ihrem Augenarzt. Ihre Augenärzte in Bern untersuchen und beraten Sie gerne.

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