Augenbeteiligung
bei einer Borreliose

31.08.2022
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Was ist eine Borreliose?

Eine Borreliose (engl. Lyme disease) ist eine Erkrankung, die verschiedene Bereiche des Körpers betreffen kann und in mehreren Stadien verläuft. Eine Borreliose wird durch Zecken übertragen, die mit einer bestimmten Form von Spirochäten (Bakterien), den Borrelia burgdorferi infiziert sind. Zecken übertragen Borrelien bei einem Biss durch ihren Speichel in den Körper der betroffenen Person. Somit dienen die Zecken und der Mensch den Borrelien als Wirt.

Zeckenbisse treten v.a. bei warmen Temperaturen, also im Frühjahr oder Sommer auf. Zecken leben in bestimmten geographischen Gebieten wie nahezu dem gesamten Alpenraum und somit auch der Schweiz. In der Schweiz sind bis zu einem Drittel der Zecken mit Borrelien infiziert.

Wichtig zu wissen ist, dass eine Zeckenimpfung nicht gegen Borrelien wirkt, sondern lediglich einen Schutz vor der FSME (Frühsommer-Meningo-Encephalitis) bietet.

Wie verläuft eine Borreliose?

Eine Borreliose verläuft in verschiedenen Stadien. Im ersten Stadium besteht eine lokalisierte Infektion. Diese kann sich, muss aber nicht, durch eine um den Zeckenbiss herum entstehende, ringförmige Rötung äussern. Die Rötung wird in der medizinischen Fachsprache als „Erythema migrans“ bezeichnet, die sogenannte Wanderröte. Wie die Bezeichnung besagt, wandert die ringförmige Rötung von der Bissstelle im weiteren Verlauf an andere Stellen im Körper. Zusätzlich können im ersten Stadium einer Borreliose grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie eine ausgeprägte Müdigkeit auftreten. Anhaltende Muskelschmerzen, sogenannte Myalgien, können ein Hinweis sein, dass sich die Infektion weiter ausbreitet.

In diesem 2. Stadium besteht eine disseminierte Infektion. Diese äussert sich Wochen bis Monate nach der Infektion durch Beschwerden in verschiedenen Organen. Dabei können das Gehirn durch eine Hirnhautentzündung, die Nervenfasern (z.B. in Form eine Lähmung des N. facialis im Gesicht), die Gelenke, aber auch das Herz betroffen sein. Eine Borreliose kann im Herzen zu einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und zu Herzrhythmusstörungen führen. An den Beinen können bläuliche Knoten und Schwellungen auftreten (Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer).

Im 3. Stadium, Monate bis Jahre nach der Infektion, ist diese persistent. Eine Gelenksentzündung, eine sogenannte Lyme-Arthritis, kann auftreten. Ebenso kommt es in einigen Fällen zum schweren Krankheitsbild einer Neuroborreliose mit Befall des Nervensystems. Diese kann sich durch verschiedene Erkrankungen wie beispielsweise eine Encephalitis äussern. Die Symptome einer Neuroborreliose können relativ unspezifisch, d.h. schwer zuzuordnen (z.B. Taubheitsgefühle, Schwindel, Gangstörungen, Kopfschmerzen) und auch stark einschränkend sein (psychische Veränderungen oder Veränderungen der Persönlichkeit, Lähmungen, u.a.).

Wie wird die Diagnose einer Borreliose gestellt?

Die Diagnose einer Borreliose erfolgt nach einem Zeckenbiss oder nach Hinweisen aus dem klinischen Erscheinungsbild im Labor. Dort werden mit dem sogenannten ELISA-Test Antikörper (IgM und IgG) gegen die Borrelien nachgewiesen. Allerdings kann dieser Test erst Wochen nach einer möglichen Infektion durchgeführt werden, da die Antikörper einer frischen Infektion erst dann nachweisbar sind. In der Zwischenzeit wird bei einer wahrscheinlichen Infektion eine Antibiotika-Therapie ohne Laborbefund begonnen.

Wann betrifft eine Borreliose auch das Auge?

Eine Borreliose kann das Auge, wenn auch relativ selten, in verschiedenen Krankheitsstadien betreffen. So zeigt sich zu Beginn der Erkrankung bei etwa jedem 10. Betroffenen eine follikuläre Bindehautentzündung (follikuläre Konjunktivitis). Diese äussert sich durch gerötete, schmerzhafte Augen, oftmals auch mit der Absonderung eines Sekrets. Obwohl manche Formen von Bindehautentzündungen ansteckend sein können, ist es eine Konjunktivitis im Rahmen einer Borreliose nicht.

Zu einem späteren Zeitpunkt kann es auch zu einer Keratitis (Entzündung der Hornhaut) oder Uveitis (Entzündung der Aderhaut und der Regenbogenhaut) kommen. Auch schwere ophthalmologische Manifestationen wie eine retinale Vaskulitis (Gefässentzündung in der Netzhaut) oder eine Netzhautablösung können auftreten.

In einem späteren Krankheitsstadium manifestiert sich oftmals eine Neuroborreliose. Hier können auch die Augen beteiligt sein. Dabei kann neben verschiedenen Hirnnerven, auch der Sehnerv betroffen sein. Anzeichen dafür sind eine Optikus-Neuritis (Entzündung des Sehnervs) oder eine Optikus-Atrophie (Rückbildung des Sehnervs). Dies kann einen Verlust des Sehvermögens zur Folge haben.

Im Rahmen einer fortgeschrittenen Borreliose kommt es auch relativ häufig zu einer Lähmung des Nervus facialis (Fazialis-Parese). Diese kann, wenn der kreisrunde Muskel um das Auge (M. orbicularis oculi) betroffen ist, auch das Auge und hier v.a. das Augenlid beeinträchtigen. Durch die Lähmung ist es dem Betroffenen nicht mehr möglich das Auge zu schliessen.

Wie wird eine Borreliose im Bereich der Augen behandelt?

Eine Infektion mit Borrelien wird in der Regel mit verschiedenen Antibiotika behandelt. In einem frühen Stadium der Erkrankung wird in der Regel das Antibiotikum Doxycyclin eingesetzt. Spätere Infektionen oder Beteiligungen verschiedener Organe (u.a. auch des Auges) erfordern den Einsatz von Antibiotika wie PenicillinG oder intravenöser Antibiotika, welche als Infusion verabreicht werden. Neben der Behandlung mit Antibiotika können bei Infektionen des Auges unter Umständen auch lokal Cortison sowie cycloplegische, d.h. den Ziliarmuskel lähmende und die Akkommodation hemmende oder pupillenerweiternde Tropfen (Mydriatika) eingesetzt werden. Weitere Symptome werden symptomatisch behandelt.

Kann eine Borreliose vorgebeugt werden?

Anders als gegen die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME), welche ebenfalls durch Zecken übertragen wird, steht gegen die Borreliose keine Impfung zur Verfügung. Daher ist es wichtig bestimmte Vorsichtsmassnahmen zu beachten. Nach einer Wanderung oder einem Aufenthalt in zeckenreichen Gebieten sollte der Körper auf etwaige Zeckenbisse untersucht werden. Ebenso sollten auch Haustiere gründlich inspiziert werden, da eine Zecke auch vom Tier auf den Menschen wandern kann. Zudem sollten bei einer Wanderung in ein Risikogebiet exponierte Stellen wie die Beine durch entsprechende Kleidung geschützt werden. Das Risiko an Armen oder Beinen gebissen zu werden ist besonders gross. Zudem sollten hohe Gräser und Büsche vermieden werden.

Bei einem Zeckenbiss sollte die Zecke möglichst ganz, d.h. mit Kopf, mit einer Pinzette entfernt werden. Bei Symptomen sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden, der die diagnostische Abklärung vornehmen und gegebenenfalls eine Therapie einleiten kann.

Fazit

Eine Borreliose ist eine durch Zecken übertragene Infektion, welche unterschiedliche Organsysteme befallen und verschiedene Symptome zur Folge haben kann. Dabei kann auch das Auge betroffen sein und verschiedene Augenerkrankungen ausgelöst werden. Wurden auch Sie von einer Zecke gebissen und leiden unter den genannten Symptomen? Zögern Sie nicht und vereinbaren Sie einen Untersuchungstermin! Ihre Augenärzte in Bern untersuchen und beraten Sie gerne!

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