Die 10 häufigsten
Augenerkrankungen in der Schweiz

01.09.2022
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Welches sind die häufigsten Augenerkrankungen in der Schweiz und wie werden sie behandelt?

Bindehautentzündung (Konjunktivitis)

Eine Entzündung der Bindehaut kann durch Bakterien, Viren, andere Erreger (Pilze, Parasiten), mechanische Reize (Fremdkörper, Chemikalien, UV-Strahlen, Zugluft, Wind), Allergene (Pollen, Kosmetika) oder Trockenheit verursacht werden und wird je nach Ursache auch unterschiedlich behandelt. Eine Konjunktivits äussert sich durch Rötung und Schwellung der Bindehaut, vermehrtem Tränenfluss, Fremdkörpergefühl und der Absonderung eines, je nach Grunderkrankung, wässrigen, schleimigen oder eitrigen Sekrets.

Behandlung: je nach Ursache eine rein die Symptome lindernde Therapie oder bei Bakterien lokale Antibiotika, bei Allergien Antihistaminika oder bei immunologischen Entzünundugen auch kortisonhaltinge Augentropfen. Häufig ist auch eine Kombination aus mehreren Medikamenten notwendig.

Hornhautentzündung (Keratitis)

Eine Entzündung der Hornhaut kann verschiedene Ursachen haben, so kann sie durch Erreger wie Bakterien, Viren, Pilze oder selten auch Parasiten (z.B Akanthamöben), sowie auch durch UV-Strahlen, chemische Stoffe wie Säuren, Laugen oder durch Fremdkörper bedingt sein. Auch immunologische Ursachen sind nicht selten. Eine Hornhautentzündung äussert sich in der Regel durch Schmerzen, Rötung, einem Fremdkörpergefühl im betroffenen Auge und einer erhöhten Blendempfindlichkeit sowie Sekret-/Tränenfluss.

Behandlung: je nach Ursache. Antibiotische Augentropfen bei Bakterien, Virostatika bei Herpesviren, Cortison-haltige Augentropfen bei physikalischen, chemischen (UV-Strahlen, Säuren, Laugen) und immunologischen Ursachen, Entfernung des Fremdkörpers bei einer mechanischen Ursache.

Trockenes Auge (Sicca-Syndrom)

Ein trockenes Auge kann sehr unangenehm sein und äussert sich häufig durch ein Kratzen, ein Fremdkörpergefühl oder das Gefühl von Sand im Auge sowie Rötung und Tränenfluss. Die Ursachen können eine zu geringe Tränenproduktion (Alter, Autoimmunerkrankungen), mechanische Reize (starker Wind oder UV-Strahlung), Entzündungen der Lidränder oder gestörte Lidranddrüsenfunktion (Blepharitis), die Einnahme von Medikamenten (z.B. Antidepressiva, „Pille“, Beta-Blocker, Akne-Medikamente) oder andere Erkrankungen (z.B. Schilddrüsenerkrankungen mit Augenbeteiligung, Autoimmunerkrankungen) sein. Auch nach einer Operation, insbesondere einer Augenlaser-Behandlung (LASIK) kann es zu einem vorrübergehenden Trockenheitsgefühl der Augen kommen.

Behandlung: Befeuchtung durch Augentropfen und/oder Augensalben, Reinigung und Behandlung der Lidranddrüsen, Erhöhen der Tränenmenge durch Einlage eines Silikonstöpsels in den Tränenabflusskanal, Behandlung des Grundproblems.

Lidrandentzündung (Blepharitis)

Bei einer Blepharitis handelt es sich um eine chronische Entzündung des Lidrandes, die sich durch verkrustete, entzündete, gerötete Lidränder sowie einem Fremdkörpergefühl (Sand im Auge), Rötung und Tränenfluss äusssert, ähnlich wie beim trockenen Auge. Meist ist die Funktion der Lidranddrüsen, welche im Normalfall einen fetthaltigen Schutzfilm bilden, gestört. Dies hat zur Folge dass das Auge gereizt und trocken ist. Die Ursache ist nicht genau erwiesen, es spielen aber genetische Faktoren, Alter des Patienten, Bakterienbesiedlung aber auch andere Faktoren wie z.B. Kontaktlinsentragen eine wichtige Rolle. Eine Lidrandentzündung kann aber auch im Rahmen von Hauterkrankung (z.B. Rosazea, seborrhoische Dermatitis) auftreten.

Behandlung: Lidrandhygiene (Erwärmen der Lider mit Lidmassage und anschliessender Reinigung mit warmen Wasser oder spezieller Lidrandreinigungslösungen), Befeuchtung des Auges mit speziellen Augentropfen, in schwereren Fällen kortison- und antibiotikahaltige Augentropfen/Salben. Antibiotika-Tabletten oder in ausgewählten Fällen immunsupprimierenden Augentropfen/Creme oder Einnahme von oralen Antibiotika. Bei starker Verstopfung bieten wir auch ein mechanisches Eröffnen der Drüsen mittels Lidranddrüsensondierung (Meibomdrüsendilatator von Rhein Medical Devices).

Gerstenkorn und Hagelkorn (Hordeolum und Chalazion)

Das äussere Gerstenkorn (Hordeolum externum) ist eine Entzündung der Moll- und Zeis-Drüse im Auge, das innere Gerstenkorn (Horeolum internum), ebenso wie das Hagelkorn (Chalazion), eine Entzündung der Meibom-Drüse. Meist wird die Infektion durch Bakterien (Staphylokokken) verursacht und führt zur Abszess-Bildung und Schwellung. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden Entzündungen ist die Schmerzhaftigkeit: während das Gerstenkorn (Hordeolum) schmerzhaft ist, ist das Hagelkorn (Chalazion) schmerzlos. Häufig bildet sich aus einem Hordeolum ein Chalazion.

Behandlung: Auflage von warmen Kompressen, gegebenenfalls antibiotische Augensalbe (v.a. beim Hordeolum). Gegebenenfalls Inzision und Ausschabung bei einem hartnäckigen Chalazion.

Grauer Star (Katarakt)

Beim Grauen Star kommt es meist durch den normalen Alterungsprozess zu einer zunehmenden Trübung der Linse. Ein Katarakt kann aber auch angeboren oder durch andere Augenerkrankungen (Uveitis, Glaukomanfall), Kalziummangel, Medikamente, Verletzungen, Diabetes mellitus oder eine Mangelernährung (v.a. in Entwicklungsländern) bedingt sein. Die häufigsten Symptome des Grauen Stars sind eine Abnahme der Sehschärfe, ein Schleiersehen (wie durch Nebel), verblassende Farben sowie eine erhöhte Blendempfindlichkeit.

Behandlung: Operation (Ersatz der getrübten Linse durch eine Kunstlinse).

Grüner Star (Glaukom)

Der Begriff Glaukom bezeichnet eine Schädigung des Sehnervs, die vor allem durch einen Druckanstieg im Inneren des Auges verursacht wird. Dieser entsteht durch eine gesteigerte Produktion oder ein Abflussbehinderung des Kammerwassers durch den sogenannten Kammerwinkel. Dadurch wird vermehrt Druck auf den Sehnerv ausgeübt, wodurch dieser geschädigt wird. Es gibt verschiedene Formen des Glaukoms, das häufigste ist das sogenannte Offenwinkel-Glaukom. Zu Erwähnen ist, dass es auch einen Variante des grünen Star mit normalem Augendruck gibt, das sogenannte Normaldruckglaukom. Ein grüner Star bleibt in der Regel eine lange Zeit symptomlos, was die Diagnostik erheblich erschwert. Erst zu einem späteren Zeitpunkt der Erkrankung treten Einschränkungen wie Sehstörungen mit Gesichtsfeldausfällen (Skotome) und unscharfer Sicht am Rand, Störungen des Farbsehens, Anpassungsschwierigkeiten an Dunkel- und Helligkeiten sowie eine gestörte Kontrastwahrnehmung auf.

Behandlung: Augentropfen zur Drucksenkung, in ausgewählten Fällen eine Laserbehandlung und bei fortgeschrittener Erkrankung eine Operation.

Altersbedingte Makuladegeneration (AMD)

Bei einer AMD kommt es altersbedingt zum Untergang von Sehnervenzellen in der Makula lutea, dem sogenannten gelben Fleck, der in der Nähe der Fovea centralis, dem Ort des schärfsten Sehens auf der Netzhaut, liegt. Neben dem Alter und genetischen Faktoren, sind eine intensive UV-Strahlung und starkes Rauchen weitere Risikofaktoren für eine Erkrankung. Es gibt zwei Formen der altersbedingten Makuladegeneration: die trockene und die feuchte AMD. Ein Grossteil der Erkrankten leidet an der trockenen Form, bei der es durch Ablagerungen (Drusen) zu einer Schädigung der Sehnervenzellen kommt. Die trockene AMD kann in eine feuchte AMD übergehen, bei der es durch Wachstumsfaktoren (VEGF) zur Bildung von neuen, leicht blutenden Gefässen auf der Netzhaut kommt. Eine Makuladegeneration äussert sich hauptsächlich durch eine Sehverschlechterung und wird oft durch eine Abnahme der Lesefähigkeit im zentralen Gesichtsfeld bemerkt. Zudem kommt es zu einer Verschlechterung des Kontrast- und Farbsehens, zu Schwierigkeiten, sich an sich verändernde Lichtverhältnisse anzupassen und, v.a. bei der Bildung von neuen Gefässen auf der Netzhaut, zum Sehen von verzerrten Linien. Im späteren Verlauf der Erkrankung wird das Zentrum des Gesichtsfeldes durch eine Art „grauen Fleck“ eingeschränkt, eine vollständig Erblindung tritt aber nicht auf, da am Rande des Gesichtsfeldes weiter gesehen werden kann.

Behandlung: Feuchte AMD kann mittels Medikamenteneingabe (Anti-VEGF) direkt ins Auge behandelt werden (intravitreale Therapie). In seltenen Fällen auch mittels Laserbehandlung (photodynamische Therapie). Die trockene AMD kann nicht behandelt werden, allenfalls können hochdosierte Vitaminpräparate das fortschreiten ein wenig aufhalten.

Diabetische Retinopathie

Die diabetische Retinopathie wird durch eine Zucker-Erkrankung, einem sogenannten Diabetes mellitus, verursacht, indem ein erhöhter Blutzuckerspiegel zu Durchblutungsstörungen in Gefässen der Netzhaut führt. Es gibt verschiedene Formen der Diabetischen Retinopathie, die proliferative und die nicht-proliferative Form. Bei der nicht-proliferativen Retinopathie kommt es v.a. zu Thrombosen, Nervenfaserinfarkten (Cotton-Wool-Herden) und kleinsten Aussackungen der Gefässe (Mikroaneurysmen). Diese Form kann in eine proliferative Retinopathie übergehen, in Rahmen derer es durch den Sauerstoffmangel zu einer gesteigerten Ausschüttung von Wachstumsfaktoren (VEGF) und dadurch zur Bildung von neuen Gefässen auf der Netzhaut und der Iris (Rubeosis iridis) kommt. Als Folge können Blutungen oder eine Netzhautablösung auftreten. Blutungen äussern sich durch Symptome wie Russregen, dem Sehen von Fäden oder einem vollständigen Gesichtsfeldausfall. Bei einer Netzhautablösung können ebenso zu ein vollständiger Sehverlust oder eine verschwommenen Sicht auftreten. Ohne Behandlung kommt es häufig zur Erblindung.

Behandlung: optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels. Laserbehandlung der Netzhaut oder gegebenenfalls eine Entfernung des Glaskörpers (Vitrektomie) bei einer Blutung im Glaskörper oder einer Netzhautablösung durch einen vemehrten Zug von Fasern zwischen Glaskörper und Netzhaut. Wenn Flüssigkeit in der Netzhautmitte auftritt (diabetische Makulaödem), dann kann man mittels Medikamenteneingabe (Anti-VEGF) direkt ins Auge behandeln (intravitreale Therapie).

Retinopathia pigmentosa

Die Retinopathia pigmentosa ist eine genetisch bedingte, v.a. im Kindes- und jungen Erwachsenenalter auftretende Erkrankung, in Rahmen derer es zu einer Zerstörung der Sehrezeptoren (primär Stäbchen in der Peripherie der Netzhaut, im Verlauf auch die Zapfen im Zentrum) in der Netzhaut kommt. Dadurch treten Symptome wie eine zunehmende Nachtblindheit, eine Abnahme des Farb- und Kontrastsehens und eine erhöhte Blendempfindlichkeit auf. Im Verlauf kommt es meist zu einer weiteren, schrittweisen Sehverschlechterung und einer Einschränkung des Gesichtsfelds („Tunnelblick“), die bis zur Erblindung führen kann.

Behandlung: Es existiert keine ursächliche Therapie der Erkrankung, sondern rein symptomatische Massnahmen, wie beispielweise das Tragen von getönten Brillen, welche der erhöhten Blendempfindlichkeit entgegen wirken können.

Fazit

Der Graue Star (Katarakt) ist jedoch weltweit die häufigste “Augenerkrankung”. Da meistens das Alter des Patienten ursächlich für die Entstehung des Grauen Star ist, soll man eher von einer Alterserscheinung anstelle einer Erkrankung sprechen. Die Häufigkeit vieler anderer Augenerkrankungen unterscheidet sich jedoch auch je nach geographischer Lage – in ärmeren Regionen der Welt stellen beispielsweise Faktoren wie Mangelernährung, Hygienemängel oder Insekten (Mücken, Fliegen) eine zusätzliche Ursache für eine Erkrankung der Augen dar. In der Schweiz treten die im obigen Text genannten Erkrankungen am häufigsten auf – einige äussern sich mit sofortigen Beschwerden, andere schaden dem Auge unbemerkt und führen erst spät zu Symptomen. Durch regelmässige Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt ist es jedoch meist möglich schwerwiegende Folgen wie eine Erblindung zu verhindern. Ihre Augenärzte und –ärztinnen in Bern untersuchen und beraten Sie gerne.

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